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Berliner Morgenpost: Der Arbeitsmarkt ist für die Krise gerüstet

Berlin (ots)

Als "trotziges Signal der Zuversicht" feiert
Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) den Rückgang der 
Arbeitslosenzahl unter die Marke von drei Millionen in den düsteren 
Zeiten der Finanzkrise. Während die Börsen Achterbahn fahren, die 
Regierungen weltweit Milliardenpakete zur Rettung der Banken schnüren
und die Finanzkrise zunehmend auch in der realen Wirtschaft ankommt, 
sinkt die Arbeitslosigkeit in Deutschland unverdrossen weiter. Mit 
2,997 Millionen ist sie heute wieder so niedrig wie in den ersten 
Jahren nach der Wiedervereinigung. Innerhalb von nur drei Jahren ist 
die Zahl der Arbeitslosen damit um mehr als zwei Millionen gesunken. 
Wer das vor ein paar Jahren vorausgesagt hätte, wäre als Träumer 
ausgelacht worden. Erinnern wir uns: Als die Arbeitslosigkeit nach 
der umstrittenen Hartz-IV-Reform über die magische Marke von fünf 
Millionen stieg, war dies der Anfang vom Ende der Kanzlerschaft 
Gerhard Schröders. Nun können sich seine Nachfolger in dem späten 
Erfolg der Reformen der Agenda 2010 sonnen.
Doch der Arbeitsmarkt hat mit der Drei-Millionen-Marke seinen Zenit 
erreicht. Von nun an geht es abwärts: In den Wintermonaten wird die 
Arbeitslosigkeit wieder steigen, schon allein aus saisonalen Gründen.
Und bald wird auch die Finanzkrise ihre Spuren am Arbeitsmarkt 
hinterlassen. Wie tief diese Spuren sein werden, hängt davon ab, wie 
lang und wie schwer die Krise wird. Wenn Aufträge fehlen, werden die 
Unternehmen entlassen müssen. Der gut gemeinte Plan der 
Bundesregierung, das Kurzarbeitergeld zu verlängern, um Entlassungen 
zu verhindern, löst das Problem nicht dauerhaft. Dies kann den 
Anstieg der Arbeitslosigkeit nur verzögern. Aber darum geht es den 
Regierenden wohl auch vor allem: Sie wollen spektakuläre 
Massenentlassungen im Wahljahr 2009 ausschließen. Doch wer 
Arbeitslose in Kurzarbeiter umetikettiert, kann Erfolge in der 
Statistik feiern - nicht jedoch in der Realität der Arbeitswelt.
Aber: Viel spricht dafür, dass der deutsche Arbeitsmarkt heute 
robuster in die Krise geht als in früheren Abschwungjahren. Denn die 
Reformen zahlen sich aus: Viele Arbeitnehmer sind zwangsläufig 
flexibler geworden, die Einstellungshürden gleichzeitig niedriger. 
Die neue Flexibilität wird sich auch in der Krise bewähren. Hartz IV 
und sein Prinzip des "Fördern und Fordern" sorgen dafür, dass sich 
die Arbeitslosen der nächsten Krise schneller eine neue Stelle suchen
und dabei eher zu Konzessionen bereit sind als früher. Über Jahre 
hinweg verfestigte Langzeitarbeitslosigkeit - heute das größte 
Problem auf dem Arbeitsmarkt - kann so gar nicht erst entstehen. Und 
schließlich hilft auch die Demografie: Seit drei Jahren geht das 
Angebot an Arbeitskräften zurück; es scheiden immer mehr 
Erwerbstätige aus dem Berufsleben aus als nachrücken.
Trotz Finanzkrise: Zeiten mit mehr als fünf Millionen Arbeitslosen 
werden nicht zurückkehren.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

Original content of: BERLINER MORGENPOST, transmitted by news aktuell

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