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Berliner Morgenpost: Eine Krise, die Arme wie Reiche hart trifft

Berlin (ots)

Düsterer könnte das Szenario der Weltbank kaum
sein: Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wird die Wirtschaft rund um
den Globus 2009 nicht wachsen, sondern schrumpfen. Die Krise hätte 
damit endgültig eine andere Dimension erreicht als all ihre 
Vorgänger. Sie ist ein Ereignis, das sich ins Kollektivgedächtnis der
ganzen Welt einprägen wird. Die Menschheit insgesamt wird am Ende 
dieses Jahres ärmer sein als zu Beginn - falls nicht noch ein Wunder 
geschieht.
Natürlich steht zunächst vor allem auch das Geschäftsmodell von 
Exportnationen wie Japan und Deutschland auf dem Prüfstand, deren 
Absatz gerade förmlich in sich zusammenbricht. Die Ausfuhren Japans 
haben sich im Januar im Vergleich zum Vorjahr fast halbiert. Und auch
aus den deutschen Unternehmen kommen beinahe täglich neue 
Hiobsbotschaften. So wie die deutsche Wirtschaft von einem Aufschwung
besonders profitiert, so leidet sie nun auch stärker als andere unter
der ökonomischen Vollbremsung.
Doch was ist die Alternative? Die Vorstellung etwa, dass Deutschland 
nur noch das, was es selbst braucht, herstellt und sich aus der 
internationalen Arbeitsteilung ausklingt, ist völlig illusorisch. In 
einem kleinen, bevölkerungsreichen Land würde dies zweifellos in die 
Verarmung führen. Und auch die Vorstellung, der heimische Konsum 
allein könne es richten, ist eine Utopie. Denn wie sollen die 
Bundesbürger ausgerechnet mitten in aller Unsicherheit dazu gebracht 
werden, weniger zu sparen und mehr auszugeben? Und wäre eine solche 
Entwicklung angesichts der Erfahrungen mit der ungehemmten Konsumlust
der Amerikaner überhaupt wünschenswert?
Die Wucht der Krise trifft solide Exporteure inzwischen ebenso wie 
Finanzjongleure, macht zwischen wohlhabenden Industriestaaten und den
ohnehin armen Ländern der Dritten Welt keinen Unterschied. Im 
Gegenteil, für die Entwicklungs- und Schwellenländer, die in den 
vergangenen Jahren von der steigenden Nachfrage nach Rohstoffen, 
Textilien oder Lebensmitteln profitierten, sind die Folgen des 
schrumpfenden Welthandels eher noch schlimmer. Bei ihnen geht es 
nicht nur um den Verlust von Arbeitsplätzen, sondern oft genug um die
nackte Existenz.
Wenn also schon nicht wirtschaftliche Vernunft, sollte wenigstens das
Mitempfinden mit den Schwachen die Politik daran hindern, jetzt mit 
den Aufbau von neuen Handelshemmnissen zu beginnen. Denn all die 
Kritiker, die in der Krise den endgültigen Beweis dafür sehen, dass 
Kapitalismus und Globalisierung ein Teufelszeug sind, irren. Die 
Rezession trifft die aufstrebenden Länder ja eben nur deshalb mit 
solcher Wucht, weil die Globalisierung ihnen zuvor erst die 
wirtschaftliche Integration und den Aufbau von Wohlstand ermöglicht 
hat. Und umgekehrt werden die Industrieländer kaum zu Wachstum 
zurückfinden, ohne dass die Nachfrage auf den Schwellenmärkten wieder
anspringt.
Die Menschen sitzen auch wirtschaftlich in einem Boot - das ist die 
entscheidende Lehre dieser Krise. Neue Barrieren im Handel schaden am
Ende allen.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

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