All Stories
Follow
Subscribe to BERLINER MORGENPOST

BERLINER MORGENPOST

BERLINER MORGENPOST: Das ist ein gutes Urteil Leitartikel von Susanne Leinemann über die Ablehnung der Revision im Fall Jonny K.

Berlin (ots)

Nun ist klar: Sie gehen ins Jugendgefängnis. Nicht heute, nicht morgen, aber sehr bald. Auch die fünf anderen Täter, die Jonny K. im Oktober 2012 im Morgengrauen gemeinsam mit Onur U. totschlugen, sind rechtskräftig verurteilt. Der Bundesgerichtshof (BGH) hat die Revision der fünf abgelehnt, das Urteil steht. Onur U. sitzt als Haupttäter schon im Gefängnis, verurteilt zu viereinhalb Jahren wegen Körperverletzung mit Todesfolge. Jetzt folgen die anderen für zwei Jahre und einige Monate. Gefährliche Körperverletzung. Das ist ein Zeichen, ein gutes! Im Jugendstrafrecht tut sich etwas. Der Berliner Prozess war für den Richter Helmut Schweckendieck nicht einfach - die Angeklagten mauerten, keiner rückte damit raus, was in der Tatnacht auf dem Alex geschehen war. Man log, schob sich gegenseitig die Schuld zu und feixte in den Pausen mit Kumpels auf der Toilette des Landgerichtes. Davon zeugen Handyfotos, die von den Angeklagten später dreist auf Facebook gepostet wurden. Sie schienen so sicher, auf Bewährung davonzukommen. Ihre Logik: Wenn sich keiner bekennt, kann auch keiner richtig verantwortlich gemacht werden. Eine bewährte Strategie. Wie war das mit dem Dachdecker in Hamburg-Harburg, der im Juni 2009 frühmorgens im Fußgängertunnel von zwei Jugendlichen um 20 Cent angeschnorrt wurde? Er wollte nichts geben, die zwei schlugen zu, der Handwerker ging zu Boden. Wenig später starb er an einem Blutgerinnsel im Hirn, genau wie Jonny K. Zu drei Jahren und vier Monaten wurde Onur K. (ein anderer Onur!) damals verurteilt, aber er ging in Revision und der BGH hob das Urteil auf. Begründung: Von einem einzigen Schlag sterbe keiner. Das sei unwahrscheinlich. Der Dachdecker sei bloß unglücklich aufgeschlagen. Also nur Bewährungsstrafe. Richter Schweckendieck bewertete den ersten Schlag, der Jonny K. auf dem Alexanderplatz traf, anders: Onur U. war damit für ihn der Haupttäter, die anderen waren mitschuldig. Sein Urteil trifft alle. Denn Jonny K. ist tot und wer die Verantwortung dafür trägt, ist klar: die Gruppe der sechs jungen Männer. Diese Urteile ohne Bewährung sind ein klares Signal an alle jugendlichen Schläger: Wer gegen den Kopf tritt, wer hemmungslos weiter zuschlägt und so einen Tod verursacht, wird verurteilt. Kopfverletzungen sind unberechenbar und extrem gefährlich. Das weiß jeder, ob mit oder ohne Schulabschluss. Es wird Zeit, dass Jugendliche für solche brutalen Taten wirklich bestraft werden. Nix Bewährung und "Freizeitarbeit". Das Jugendstrafrecht gibt das her. Richter Schweckendieck hat es angewandt. Der BGH hat es bestätigt. Ein guter Tag!

Pressekontakt:

BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

Original content of: BERLINER MORGENPOST, transmitted by news aktuell

More stories: BERLINER MORGENPOST
More stories: BERLINER MORGENPOST
  • 31.03.2014 – 21:19

    BERLINER MORGENPOST: Erdogans Triumph kein gutes Signal / Leitartikel von Jochim Stoltenberg

    Berlin (ots) - So spricht kein Demokrat. Mit der Drohung, die Gegner werden bezahlen müssen, hat der türkische Ministerpräsident und Chef der islamisch konservativen AKP, Recep Tayyip Erdogan, auf seinen für viele Beobachter überraschenden, geradezu triumphalen Wahlsieg reagiert. Gewiss, der Erfolg kommt einer persönlichen Genugtuung nach all den ...

  • 27.03.2014 – 22:24

    BERLINER MORGENPOST: Deutscher Meister im Streiken/ ein Kommentar von Jochim Stoltenberg

    Berlin (ots) - Ver.di lässt mal wieder die Muskeln spielen. Noch nicht so richtig, aber doch schon für viele Bürger spürbar, vor allem in den Zentren der Warnstreiks, zu denen mal wieder Deutschlands größter Flughafen Frankfurt (Main) zählte, aber auch der Nahverkehr in Nordrhein-Westfalen und Teilen Sachsens. In Hamburg waren vor allem Kitas betroffen, in ...

  • 27.03.2014 – 21:03

    BERLINER MORGENPOST: Schafft endlich die Sommerzeit ab / Ein Leitartikel von Hajo Schumacher

    Berlin (ots) - Dem jungen Berliner Partygänger, der am Sonntagmorgen aus dem Klub stolpert, dürfte es egal sein, ob es elf, zwölf oder ein Uhr mittags ist. Ältere Herrschaften dagegen, deren Tagesrhythmus von halbwegs geregelter Erwerbsarbeit oder Schulzeiten bestimmt ist, reagieren zum Teil allergisch auf die 60 Minuten, die uns bei der Umstellung auf die ...