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Auto-Industrie fehlt der Mut
Kommentar von Dominik Bath zur IAA-Vergabe

Berlin (ots)

Kurzform: München ist die sichere, vorhersehbare Variante: Die Autoindustrie ist in der Stadt verwurzelt. Proteste sind angesichts von mehreren Hunderttausend Beschäftigten bei bayrischen Herstellern und Zulieferern kaum zu erwarten. In Berlin hingegen hätte sich der Verband auch seinen Kritikern stellen müssen: Hersteller und Verband wären in der deutschen Hauptstadt allzu offensichtlich mit eigenen Versäumnissen etwa im Bereich Elektromobilität konfrontiert gewesen. Auch die Frage, inwiefern der Autoverkehr in Großstädten wie Berlin überhaupt noch eine Zukunft hat, hätte sich in Berlin wohl dringender gestellt. Doch für diese Art der Auseinandersetzung fehlten Industrie und Auto-Lobby offenbar der Mut.

Der vollständige Kommentar: Nach dem Misserfolg im vergangenen Jahr wollte der Verband der Automobilindustrie einen Schnitt machen und einen Neuanfang wagen bei der prestigeträchtigen Internationalen Automobil-Ausstellung. Mit der Vergabe der IAA nach München ist das allerdings nicht gelungen. Statt den Blick auf Fragen zur Zukunft der Mobilität zu richten, hat sich der Verband für einen alteingesessenen Standort der deutschen Automobilindustrie entschieden. München ist die sichere, vorhersehbare Variante: Die Autoindustrie ist in der Stadt verwurzelt. Proteste sind angesichts von mehreren Hunderttausend Beschäftigten bei bayrischen Herstellern und Zulieferern kaum zu erwarten. In Berlin hingegen hätte sich der Verband auch seinen Kritikern stellen müssen: Hersteller und Verband wären in der deutschen Hauptstadt allzu offensichtlich mit eigenen Versäumnissen etwa im Bereich Elektromobilität konfrontiert gewesen. Auch die Frage, inwiefern der Autoverkehr in Großstädten wie Berlin überhaupt noch eine Zukunft hat, hätte sich in Berlin wohl dringender gestellt. Doch für diese Art der Auseinandersetzung fehlten Industrie und Auto-Lobby offenbar der Mut. Aber es gab auch Versäumnisse in Berlin. Vor allem die politische Geschlossenheit hat gefehlt. Das Nein der Grünen zur IAA und die Zurückhaltung ihrer Wirtschaftssenatorin Ramona Pop waren ein Problem. Ein eindeutiges Bekenntnis auf politischer Ebene hätte Berlins IAA-Chancen wohl erhöht. Vielleicht aber gelingt es Berlin nun trotzdem, Ideen aus dem IAA-Konzept zu verwirklichen: Die Tesla-Ansiedlung vor den Toren der Stadt bringt fraglos einen Schub in Sachen Elektromobilität. Darüber hinaus könnten sich bestehende Veranstaltungen wie das Greentech Festival stärker auf neue Mobilität fokussieren. Berlin würde so auch ohne die IAA zu einem Taktgeber für die deutsche Autobranche werden.

Pressekontakt:

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Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de

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