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Erziehung und Zwang falsch
Kommentar von Thomas Schubert zum Umstieg auf Bus und Bahn

Berlin (ots)

Kurzform: Das Wort "Verhaltensänderung" ist eine Vokabel aus den Bereichen Pädagogik und Psychologie. Wenn Verkehrspolitiker von Verhaltensänderung sprechen und damit die Entwöhnung vom Auto meinen, dann sind sie Erziehern und Therapeuten näher, als sie meinen. Wer das Verhalten ändern will, sollte es wie alle guten Pädagogen lieber mit Lob versuchen statt mit Strafe und Zwang. Die beste Belohnung wäre es, wenn Busse und Bahnen auch im suburbanem Raum so fahren würden, dass man sich das Geld für zwei Autos sparen kann. Wer Angebote nicht schnell verbessert und nur straft, schafft Widerstand und Trotz. Der verstärkt das Verhalten, das er nicht will.

Der vollständige Kommentar: Das Wort "Verhaltensänderung" ist eine Vokabel aus den Bereichen Pädagogik und Psychologie. Wenn Verkehrspolitiker von Verhaltensänderung sprechen und damit die Entwöhnung vom Auto meinen, dann sind sie Erziehern und Therapeuten näher, als sie meinen.

Im Mobilbericht für Pankow hat ein Berliner Bezirk erstmals in dieser Tiefe das Verkehrsverhalten seiner Bürger erforschen lassen. Auf 177 Seiten wird auch ergründet, was in Bewohnern am Stadtrand vorgeht, die zwei Autos in der Garage haben. Es ist das Interessanteste an dem Papier und wäre wohl ohne psychologisches Grundinteresse nicht erforscht worden.

Aber beim Mobilbericht sind Wissenschaftler anderer Couleur am Werk, Verkehrsexperten zweier technischer Universitäten. Sie belegen mit Fakten und Befragungen, dass die Abkehr vom eigenen Auto fast alles zum Besseren verändern kann, was Menschen stört. Man lebt gesünder, sicherer, zufriedener mit den Verkehrsmitteln des Umweltverbunds. Und das wissen die Leute offensichtlich selbst. Aber warum haben sie dann zwei Autos in der Garage?

Der "suburbane Raum", wie der Bericht das Gebiet jenseits von Niederschönhausen nennt - eine Fläche, die zwei Drittel des Bezirks ausmacht -, ist in Sachen ÖPNV ein Ödland. Die Bewohner stellen den Wecker wegen der Staugefahr früher und nehmen ihr Auto, weil sie dann schneller da sind als mit einem Bus, für den sie noch früher aufstehen müssten.

Wer dieses Verhalten ändern will, sollte es wie alle guten Pädagogen lieber mit Lob versuchen statt mit Strafe und Zwang. Die beste Belohnung wäre es, wenn Busse und Bahnen auch im suburbanem Raum so fahren würden, dass man sich das Geld für zwei Autos sparen kann. Wer Angebote nicht schnell verbessert und nur straft, schafft Widerstand und Trotz. Der verstärkt das Verhalten, das er nicht will.

Pressekontakt:

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Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de

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