"Berliner Morgenpost": Es braucht mehr als Kameras
Kommentar von Philipp Siebert zum Görlitzer Park
Berlin (ots)
Ein Mann tritt einer jungen Frau auf der Treppe zum U-Bahn-Gleis an der Hermannstraße gezielt in den Rücken. Sie stürzt und verletzt sich schwer. Ein Drogenabhängiger gerät mit seinem Dealer am Kottbusser Tor in Streit und stößt ihn vor die hereinfahrende U-Bahn. Er stirbt. Zwei Verbrechen, bei denen der Täter dank Videoüberwachung schnell identifiziert und gefasst werden konnte.
Weder den einen noch den anderen hat jedoch die offensichtliche Tatsache, dass sie gefilmt werden, an der Begehung ihrer Tat gehindert. Kameras können bei der Aufklärung helfen. Würde es sie, wie nun vom CDU-Innenexperten Burkard Dregger gefordert, bereits am Görlitzer Park geben, hätte man die Täter der grausamen Gruppenvergewaltigung im Juni vielleicht auch längst gefasst. Womöglich würden Taten wie diese dort zukünftig nicht mehr stattfinden. Das Grundproblem des Parks löst eine Videoüberwachung allerdings nicht oder zumindest nicht allein.
Vielleicht wird man dann nicht mehr von einer Horde Dealer an jedem Eingang bedrängt. Aber das Problem wird bleiben und sich weiter in die umliegenden Wohngebiete und Grünflächen verlagern, wie es bereits jetzt zu beobachten ist - mit all seinen negativen Begleiterscheinungen. Will man die beseitigen, braucht es mehr als Kameras. Die vielen Verstecke im undurchsichtigen Park gilt es zu belichten und zu lichten, Sträucher zurückzuschneiden. Für die Süchtigen braucht es außerdem auch soziale Lösungen wie Suchthilfe. Auch über die Einführung eines Wachschutzes könnte man nachdenken, der vor allem in den Abendstunden patrouilliert. So könnte sich der Görlitzer Park nachhaltig verändern.
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