"Berliner Morgenpost": Barbie und der Blindenstock
Kommentar von Birgitta Stauber über die sehbehinderte Puppe
Berlin (ots)
Sie ist Präsidentin. Sie fliegt ins All. Sie hat kräftige Oberschenkel, Migrationshintergrund und führt ein Unternehmen. Außerdem sitzt sie im Rollstuhl. Und nun ist sie auch noch blind. Keine Frage, Mattel unternimmt einiges, um Barbie das Image der seelenlosen Anziehpuppe zu nehmen. Ganz nach dem Motto: Wer mit Barbie spielt, kann alles sein und alles werden. Halt, nicht alles. Die Barbie gibt es seit 65 Jahren, damit ist sie im besten Boomer-Alter. Ihr Aussehen aber bleibt im Zeitfenster irgendwo zwischen 20 und 35 stecken, ob sie nun eine gestandene Pilotin ist, eine Feuerwehr-Frau oder Unternehmerin ist.
Selbst die Präsidentinnen-Puppe macht da keine Ausnahme. Unter Barbie-Gesichtspunkten hätte wohl eine 59-jährige Kamala Harris allein aufgrund ihres Alters keine Chance, den mehr als 20 Jahre älteren Joe Biden abzulösen. An diesem Jugendimage ändern auch nichts die Figuren Oma Barbie und Opa Ken, die mit Strickjacke und Lesebrille verkauft werden. Sie sind Beiwerk und keine Protagonisten, taugen allenfalls zum Babysitten.
Und egal, ob sie nun klein ist oder sehr groß, ob pummelig oder mager, ob sie eine Prothese trägt oder neuerdings den Blindenstock: Sie ist doch immer schön und dabei auch noch ganz Frau. Selbst zum Regenbogen-Shirt, mit dem sie in die LGBT-Szene aufsteigt, trägt Barbie wallendes Haar, das auf wohlgeformte Brüste fällt und die schmale Taille betont.So divers die Barbie-Welt mittlerweile ist, zusammengehalten wird sie von ihrer Schönheit. Gutes Aussehen mit den richtigen Proportionen sind Voraussetzung für die die Eintrittskarte. Und damit bleibt auch die blinde Barbie, was alle anderen Barbies auch sind: eine Anziehpuppe.
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