Berliner Morgenpost: Intendant Peymann übt scharfe Kritik an Berliner Sparpolitik
Berlin (ots)
Scharfe Kritik an der Berliner Kulturpolitik hat der Intendant des Berliner Ensembles, Claus Peymann geübt. Im Gespräch mit der Berliner Morgenpost (Sonntagausgabe) sagte Peymann: Die Bundesregierung ist unfähig zu begreifen, daß sie die Verantwortung zu übernehmen hat, die sie mit dem Umzug nach Berlin der Hauptstadt schuldet. Die Landespolitiker verstünden Kulturpolitik quer durch alle Parteien nur noch als Spardebatte, kritisiert Peymann. Kaum sitzen sie mit einem zusammen und hoffen, daß er angezündet wird von einem künstlerischen Traum, fragt er sie spätestens nach ein paar Minuten, ob sie nicht irgendwo noch etwas sparen können. Jämmerlich ist das und mies. Da wird der größte Wert der Stadt zertrümmert. Das Berliner Ensemble ist nach Ansicht von Peymann Avantgarde. Bei uns sehen Sie die großen Stoffe, die großen Schauspieler, die großen Formen. Ich bin immer auf der Suche nach der Wahrheit. Für diesen Weg hab ich mir die Genossenschaft von Schriftstellern wie Thomas Bernhard, Botho Strauß, Peter Handke oder Elfriede Jelinek gesucht. Daß ausgerechnet sie jetzt mit dem Nobelpreis geehrt wurde, rührt mich zu Tränen. Die Demokratie in Deutschland sieht Peymann in einer schweren Krise. Diese Demokratie zerstört sich selbst durch Korruption, Selbstbedienung, durch die Verlogenheit der Politiker, die undurchsichtigen Gaunereien innerhalb der Parteien, durch Täuschung. Deshalb müßte wie ein Wirbelsturm eine Aufführung das alles aufstören, da müßte das Theater noch einmal reinhauen, reinblasen in diesen riesigen Stinkekasten. Auch wenn es danach geschlossen würde.
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