Wälder stärken, nicht verheizen!
Protestaktion in Berlin zum morgigen internationalen Tag des Waldes
Umweltorganisationen fordern konsequente Maßnahmen zur Erreichung von Deutschlands Klimazielen und zum Schutz der Wälder
Gemeinsame Pressemitteilung von NABU, BUND, DUH, ROBIN WOOD, DNR, WWF, Greenpeace, Biofuelwatch und AUSGEBRANNT
Berlin, 20.03.2025 - Der Wald in Deutschland ist in einem schlechten Zustand. Seit einigen Jahren setzt er mehr CO₂ frei, als er bindet, und fällt damit als wichtiger Klimaschützer in Deutschland aus. Neben Borkenkäfer-Befall, Dürren und Waldbränden als Folge der Klimakrise, dem großflächigen Anbau von Nadelforsten sowie Schadstoffeinträgen liegt dies auch daran, dass er forstwirtschaftlich zu stark genutzt wird. Ohne politische Gegenmaßnahmen sind die Klimaschutzziele daher nicht zu erreichen.
Darauf machten heute die Umweltorganisationen NABU, BUND, Deutsche Umwelthilfe (DUH), ROBIN WOOD, DNR, WWF, Greenpeace, Biofuelwatch und das Bündnis AUSGEBRANNT mit einer Aktion vor dem Bundestag anlässlich des morgigen Tages des Waldes aufmerksam. Sie fordern von den neuen Abgeordneten und der künftigen Bundesregierung, zügig wirksame Gegenmaßnahmen umzusetzen. Dazu zählt, Wälder besser zu schützen und weniger Holz zu verheizen. Holzverbrennung ist klimaschädlich, denn es erhöht das CO2 in der Atmosphäre und mindert den in Wäldern gespeicherten Kohlenstoff. Wie die Umweltschützer*innen bei ihrer Aktion bildlich darstellten, wird ein Drittel des in Deutschland aus dem Wald entnommenen Holzes direkt verbrannt. Trotz dieser gewaltigen Menge deckt Energie aus Wald- und Gebrauchtholz nur vier Prozent des deutschen Energieverbrauchs. Der gleichzeitige Verlust der Klimaschutzleistung der Wälder steht dazu in keinem Verhältnis.
Jana Ballenthien, Waldreferentin von ROBIN WOOD, sagt: „Die Funktion der Wälder als CO₂-Senke ist in Deutschlands Klimazielen und in globalen Klimamodellen eingepreist. Doch wenn die Wälder stattdessen CO₂ emittieren, geht diese Rechnung nicht auf. Und nur intakte und naturnahe Wälder hemmen das globale Artensterben. Die zukünftige Bundesregierung muss das überalterte Bundeswaldgesetz dringend novellieren. Außerdem brauchen wir endlich eine Nationale Biomassestrategie. Holznutzung ja, aber nur entlang ökosystemarer Grenzen und in einer Kreislaufwirtschaft.”
Sascha Müller-Kraenner, Geschäftsführer der DUH, ergänzt: „Die Erreichung der Klimaziele im Landnutzungssektor ist in weiter Ferne. Trotz Gerichtsurteils ist die Bundesregierung nicht ins Handeln gekommen - dabei liegen eine Reihe von Maßnahmen auf dem Tisch, die unmittelbar wirksam wären. Weniger Holz zu verbrennen und dafür mehr Holz in langlebigen Produkten zu nutzen, ist ein zentraler Baustein.”
Michaela Kruse, NABU-Referentin für Bioenergie, fügt hinzu: „Unser Wald steckt in der Krise. Durch massive Übernutzung in Folge des klimabedingten Waldsterbens sind seit 2018 Kahlflächen doppelt so groß wie das Saarland entstanden – mit fatalen Folgen: Statt CO₂ zu speichern, setzen die Wälder nun klimaschädliche Emissionen frei. Häufig wurde das geerntete Holz kaum sinnvoll genutzt, ein Drittel landete direkt im Feuer. Das Ergebnis: hoher Klimaschaden, wenig wirtschaftlicher Nutzen. Jetzt braucht es echten Waldschutz und eine nachhaltige Nutzung, die Holz in langlebige Produkte lenkt – für Klima, Artenvielfalt und die Zukunft der holzbasierten Wirtschaft.“
Dorothea Epperlein, Waldexpertin von Greenpeace, betont: „Unsere Wälder können den Herausforderungen der Klimakrise und des Artensterbens nur durch mehr Naturnähe gewappnet sein. Um eine extensive Waldnutzung und ausreichend Schutzgebiete im Wald etablieren zu können, muss der Nutzungsdruck sinken. Das heißt keine Verschwendung mehr von wertvollem Holz – besonders nicht als Brennstoff in Kraftwerken. Der Schutz des Klimas und der Arten hängt jetzt davon ab, dass wir uns gesunde und widerstandsfähige Wälder bewahren.”
Nicola Uhde, BUND-Expertin für Waldpolitik: „Wir brauchen dringend mehr naturnahe, klimastabile Laubmischwälder anstelle naturferner, instabiler Nadelforste. Wir fordern die neue Bundesregierung auf, ein wirksames Bund-Länder-Programm für den Waldumbau aufzulegen, um den Wandel hin zu gesunden Laubmischwäldern im Staatswald, in den Kommunen und in den Privatwäldern voranzubringen. Damit die jungen Laubbäume eine Chance haben und nicht gleich wieder von Rehen gefressen werden, braucht es flächendeckend ein gutes Wildtiermanagement. Dafür soll die Bundesregierung das Bundesjagdgesetz so anpassen, dass Naturverjüngung und Waldumbau eine Chance haben.”
Johannes Zahnen, WWF Deutschland: „Jahrzehntelang wurde der Wald vor allem als schneller Holzlieferant betrachtet. Das rächt sich jetzt: Nur jeder fünfte Baum in Deutschland weist keine sichtbaren Schäden auf. Wetterextreme, wie lange Dürre- und Hitzeperioden, sind inzwischen zu einem Dauerproblem geworden. Wir brauchen umgehend einen Paradigmenwechsel hin zu naturnahen Wäldern, geringeren Wilddichten und damit einer natürlichen Verjüngung, einer Wiedervernässung sowie einer weniger intensiven Holzentnahme, damit im Wald genügend Schatten erhalten bleibt. Nur so können unsere Wälder wieder zu dem werden, was sie einmal waren: ein Ort der Artenvielfalt, ein verlässlicher Rohstofflieferant und ein wichtiger Klimastabilisator.”
Hintergrund
Der internationale Tag des Waldes soll die Aufmerksamkeit auf die Wälder und deren Bedeutung für uns Menschen richten. Als vielfältiges Ökosystem, das ein Drittel unserer Landesfläche bedeckt, stellen die Wälder uns umfangreiche Funktionen und Leistungen, wie beispielsweise Wasser- und Luftreinigung, Erosionsschutz, Holzproduktion und Kühlung der Landschaft zur Verfügung. Doch laut Waldzustandsbericht ist nur noch jeder fünfte Baum in Deutschland gesund und auf 19 Prozent der Waldflächen haben laut Bundeswaldinventur Dürren und Borkenkäfer unübersehbaren Schaden hinterlassen. Die absterbenden Waldbestände und deren Räumung haben erstmalig dazu geführt, dass im Zeitraum von 2017-2023 die Wälder in Deutschland mehr CO₂ ausstoßen als speichern. Dabei sind die Wälder im Klimaschutzgesetz zur Erreichung konkreter CO₂-Senkenziele eingeplant.
Im Mai 2024 entschied das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg, dass die Bundesregierung bisher keine ausreichenden Maßnahmen für den Schutz der wichtigen Ökosysteme wie Wälder, Moore und Auen getroffen hat. Hier muss nun nachgebessert werden, um das Einspeichern von Treibhausgasen langfristig und im ausreichenden Umfang gewährleisten zu können.
Darüber hinaus sind vitale Wälder auch essentiell für die natürliche Klimaanpassung, den Schutz der Biodiversität sowie als Freizeit- und Erholungsraum für die Menschen.
Für Rückfragen an ROBIN WOOD:
- ROBIN WOOD: Jana Ballenthien, Waldreferentin, wald@robinwood.de, 040-3808921, Ute Bertrand, Pressesprecherin, Tel. 0171 8359515, presse@robinwood.de
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