Aktuelle Studie zur Zahlungsmoral: Ostdeutschland besser als Westdeutschland - Hohe Forderungsrisiken im europäischen Vergleich
Darmstadt (ots)
Fast 40 Tage müssen Unternehmen in Deutschland warten, bis Kunden Rechnungen bezahlen. Das belegt jetzt eine aktuelle Studie von Intrum Justitia. Ein weiteres Ergebnis: Die Zahlungsmoral in Ostdeutschland ist besser als in den alten Bundesländern. Im europäischen Vergleich von Forderungsrisiken liegt Deutschland nur im hinteren Mittelfeld.
Noch immer ist die wirtschaftliche Situation in Ostdeutschland schlechter als im Westen. Bei der Zahlungsmoral allerdings hat der Osten die alten Bundesländer inzwischen überholt: 15,4 Tage nach der vereinbarten Zahlungsfrist müssen Unternehmen im Durchschnitt im Westen warten, bis eine Rechnung bezahlt wird. Im Osten sind es nur 15,2 Tage. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage von Intrum Justitia bei deutschen Unternehmen. Ein weiteres Ergebnis: Die Zahlungsmoral hat sich insgesamt verschlechtert. Im Vergleich zu einer Umfrage aus dem Frühjahr hat sich die Verzugsdauer bei offenen Rechnungen deutlich erhöht. Lag sie im Frühjahr noch bei 14,8 Tagen (Westen: 14,9; Osten: 14,4), hat sie sich jetzt auf 15,4 Tage verlängert.
Michael Moericke, Geschäftsführer von Intrum Justitia Deutschland, dazu: "Der hohe Zahlungsverzug in Deutschland gefährdet die Liquidität und damit die finanzielle Planbarkeit vieler Unternehmen. Das kann sich vor allem jetzt, da die Wirtschaft allmählich wieder in Fahrt kommt, als ungeahnte Konjunkturbremse erweisen."
Auch im Westen gibt es große Unterschiede bei der Zahlungsmoral. Von den drei wirtschaftsstärksten Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen schneidet Baden-Württemberg am besten ab. Hier beträgt der Zahlungsverzug nur 14,2 Tage. Bayern (15,7 Tage) und Nordrhein-Westfalen (16,0 Tage) liegen dagegen deutlich schlechter als der Bundesdurchschnitt.
Weniger Forderungsverluste
Ein positiver Trend der aktuellen Studie: Die Forderungsverluste sind insgesamt rückläufig. Im Vergleichszeitraum sind sie bundesweit von 2,4 auf 2,1 Prozent gesunken. Auch hier schneidet der Osten mit 1,6 Prozent deutlich besser ab als Westdeutschland (2,2 Prozent).
Trotz der leichten Besserung bleibt das Forderungsrisiko in Deutschland im europäischen Vergleich hoch. Bei dem von Intrum Justitia in 22 europäischen Ländern ermittelten Risikoindikator erzielt Deutschland jetzt einen Wert von 155 Punkten (Frühjahr: 156 Punkte). Dieser Wert signalisiert dringenden Handlungsbedarf, Maßnahmen zur Reduzierung des Forderungsausfallrisikos zu ergreifen. 100 Punkte bedeuten, dass sämtliche Lieferungen und Leistungen ausschließlich gegen Barzahlung zum Zeitpunkt der Auslieferung beziehungsweise Leistungserbringung erfolgen und somit keine ausstehenden Kredite bestehen. Dagegen ist bei einem Wert von 200 sofortiger Handlungsbedarf geboten. International rangiert Deutschland damit nur im hinteren Mittelfeld - noch nach Frankreich, Italien und Österreich und nur knapp vor Estland, Ungarn und Litauen. Die Hauptgründe für das ungenügende Risikoprofil liegen in der unzufriedenstellenden Altersstruktur der ausstehenden Forderungen, dem hohen Forderungsverlust sowie der starken Überbeanspruchung der vertraglich festgelegten Zahlungsfrist. Finnland verfügt mit einem Punktwert von 124 über das beste Risikoprofil. Beim Schlusslicht Portugal (186 Punkte) dagegen haben Unternehmen das europaweit höchste Risiko, dass ihre Rechnungen nicht bezahlt werden.
EU-Richtlinie bislang ohne positiven Einfluss
Besserung sollte die 2002 in Kraft getretene EU-Richtlinie zur Bekämpfung von Zahlungsverzug im internationalen Geschäftsverkehr (2000/35/EG) bringen. Sie sieht zum Beispiel eine einheitliche Zahlungsfrist von 30 Tagen sowie gesetzlich festgelegte Verzugszinsen in Höhe von 7 Prozent über dem Basiszinssatz der Europäischen Zentralbank vor. Die Richtlinie ist inzwischen von allen 25 EU-Mitgliedsstaaten - mit Ausnahme Spaniens - in nationales Recht überführt worden. Nach Einschätzung der meisten deutschen Unternehmen wird die Umsetzung dieser Richtlinie allerdings keinen positiven Einfluss auf die Zahlungsmoral der Kunden hierzulande haben. 84 Prozent der von Intrum Justitia in Deutschland befragten Unternehmen sind dieser Ansicht. Nur 15 Prozent erwarten positive Auswirkungen.
Insgesamt hat sich die Stimmung unter den befragten deutschen Unternehmen allerdings etwas aufgehellt. Der Anteil der Unternehmen, die sich stark besorgt über ihre Überlebensfähigkeit äußerten, ist von 10,6 auf jetzt 9,1 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig hat sich der Anteil der Unternehmen ohne Existenzsorgen von 52,5 auf 57 Prozent deutlich erhöht.
Intrum Justitia ermittelt im halbjährlichen Abstand die Kreditrisiken für Unternehmen in über 20 Volkswirtschaften Europas und vergleicht diese miteinander. Die Intrum-Justitia-Gruppe ist mit eigenen Gesellschaften in 21 europäischen Ländern Europas Marktführer für Kreditmanagement.
Pressekontakt:
Intrum Justitia Holding GmbH
Ihre Ansprechpartnerin:
Diana Thiele
Pallaswiesenstraße 180-182
64293 Darmstadt
Telefon: 06151/816 170
Fax: 06151/816 175
E-Mail: d.thiele@de.intrum.com
Pressekontakt
muehlhaus & moers kommunikation gmbh
Ihr Ansprechpartner:
Heinz Burtscheidt
Moltkestraße 123-131
50674 Köln
Telefon: 0221/95 15 33-17
Fax: 0221/95 15 33-20
E-Mail: h.burtscheidt@muehlhausmoers.de
Original content of: Intrum Deutschland GmbH, transmitted by news aktuell