Zahl des Monats: 1 Milliarde
AOK-Rabattvertrag: Sparen am falschen Ende
Berlin (ots)
1 Milliarde Euro will die AOK mit den jetzt ausgeschriebenen Rabattverträgen über 64 Wirkstoffe in den Jahren 2009 und 2010 einsparen. Zum Vergleich: Im Jahr 2007 erzielten alle Generikahersteller zusammen mit diesen Substanzen im AOK-Markt einen Umsatz von 1,2 Milliarden Euro.
Die AOK erwartet von den Generikaherstellern also Preisnachlässe von durchschnittlich knapp 42 Prozent auf den Herstellerabgabepreis. Ein Umsatzrückgang in dieser Größenordnung hätte indes verheerende Auswirkungen auf die Ertragslage und damit die Leistungsfähigkeit der Unternehmen. Die Folgen hätten mittel- und langfristig sowohl die Patienten als auch die Krankenkassen auszubaden.
Investitionen in die Optimierung patentfreier Arzneimittel (z.B. Verbesserung der Galenik oder Entwicklung neuer Darreichungsformen) zahlten sich für die Hersteller nämlich deshalb kaum noch aus, weil ihre Refinanzierung nicht mehr gesichert wäre. Zudem wäre sehr fraglich, ob die Generikaindustrie auch in Zukunft den finanziellen Kraftakt stemmen könnte, Biosimilars auf den Markt zu bringen. Die Forschungs- und Entwicklungskosten dieser Biopharmazeutika können immerhin die Größenordnung von 100 Millionen Euro erreichen; hinzu kommen die Kosten für die Produktionsanlage, die bis zu 50 Millionen Euro betragen können.
Diese Investitionen müssen die Hersteller zuvor im "klassischen" Geschäft mit chemisch synthetisierten Generika verdienen. Und zwar nicht zuletzt mit den generischen Blockbustern, die Gegenstand der aktuellen AOK-Ausschreibung sind. Kassen, die per Rabattvertrag den letzten Cent aus diesen Wirkstoffen herausquetschen, bringen sich letztlich selbst um Millioneneinsparungen durch Biosimilars.
Die AOK ist auf dem besten Weg, genau das zu tun. Mit ihrer Strategie, heute um jeden Preis Einsparungen bei den ohnehin schon preisgünstigen Generika zu generieren, verschenkt sie die weitaus höheren Entlastungen, die sie morgen bei den extrem teuren Biopharmazeutika erzielen könnte. Die Zeche für diese verfehlte Rabattvertragspolitik müssen alle gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland zahlen.
Derzeit handelt die AOK nach der fatalen Devise, "wir müssen sparen, koste es, was es wolle". Noch kann sie sich eines Besseren besinnen und ihre Ausschreibung zurückziehen.
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