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Mogelpackung des Jahres: Kassenverbände führen Gesundheitspolitiker hinters Licht

Berlin (ots)

"Die am 1. November in Kraft tretenden neuen
Zuzahlungsbefreiungen für preiswerte Arzneimittel sind die
Mogelpackung des Jahres." Dies erklärte der Erste Geschäftsführer des
Branchenverbandes Pro Generika, Hermann Hofmann, am Dienstag in
Berlin. Befreit werden können nämlich unter anderem Blutdrucksenker,
bestimmte Magenmittel und Medikamente gegen Asthma - also primär
Medikamente, die zur Behandlung chronischer Krankheiten eingesetzt
werden. "Was die Kassen als finanzielle Entlastung Ihrer Versicherten
preisen, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als bloßer
Marketing-Gag", kritisiert Hofmann. Chronisch kranke Menschen sind
nämlich in der Regel aufgrund bestehender Überforderungsklauseln
ohnehin von der Zuzahlung befreit. Die von den Spitzenverbänden
veröffentlichten Meldungen über die Zahl der Menschen, die von der
neuen Regelung profitieren, bezeichnete er daher als reine
Augenwischerei. "Die Kassenverbände verschweigen nämlich, dass sie
selbst aussuchen können, welche Wirkstoffe unter die
Zuzahlungsbefreiung fallen. Durch die Bevorzugung von Arzneimitteln
für Chroniker setzen sie zwar einen erneuten Preisdruck auf die
Hersteller - die ohnehin befreiten Patienten haben aber als
eigentlich Betroffene nichts davon."
Zum Hintergrund: Nach dem Arzneimittelversorgungs-
Wirtschaftlichkeitsgesetz (AVWG) haben die Spitzenverbände der Kassen
seit dem 1. Juni die Möglichkeit, Arzneimittel dann von der Zuzahlung
freizustellen, wenn deren Preise mindestens  30 Prozent unter dem so
genannten Festbetrag liegen. Über die jeweils gültigen Preisabstände
und die Wirkstoffgruppen, entscheiden alleine die Spitzenverbände.
"Dieses Instrument haben sie jetzt nicht nur maßlos überdehnt, indem
sie den Preisabstand zum Festbetrag auf bis zu 50 Prozent angehoben
haben, sie nutzen es auch noch für preiswertes Marketing", erzürnt
sich Hofmann.
Der Pro Generika-Geschäftsführer warnte die Gesundheitspolitik
davor, sich durch diese Taktik hinters Licht führen zu lassen.
Vielmehr solle der Gesetzgeber die Zuzahlungsregelung möglichst noch
im laufenden Gesetzgebungsverfahren ändern. "Wir fordern eine
generelle Beschränkung der Zuzahlung auf zehn Prozent." Hierbei solle
es zwar weiterhin Obergrenzen geben, die Mindestzuzahlung von 5 Euro
müsse jedoch entfallen. "Deutschland ist heute ein Niedrigpreisland
für Generika", erklärte Hofmann. Die meisten Generika kosten deutlich
weniger als 50 Euro. Statt rein theoretischer Entlastungen würden die
Patienten dann in jedem Fall von den günstigen Generika-Preisen in
Deutschland profitieren. Das spart den Menschen reales Geld und setzt
Anreize für den vermehrten Einsatz preisgünstiger Arzneimittel."
Ansprechpartner:
Hermann Hofmann
Erster Geschäftsführer
Tel.: (030) 2092 4132
Fax:  (030) 2092 4323 
info@progenerika.de

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