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WAZ: Nach dem Fahndungs-Erfolg: Vom Umgang mit Islamisten-Trojanern - Leitartikel von Ulrich Reitz

Essen (ots)

Wir wissen nun, dass und wie eng amerikanische mit
deutschen Ermittlern zusammengearbeitet haben, um die wohl 
gefährlichsten Anschläge seit RAF-Zeiten zu verhindern. Die 
Amerikaner wussten früh, dass die Verdächtigen getrieben wurden von 
einem glühenden Hass auf die USA. Der "Spiegel" berichtet von 
Provokations-Versuchen vor von Amerikanern besuchten Diskotheken in 
Deutschland. Als ihr Kalkül nicht aufging, "zieht die Gruppe durch 
die Straßen und zersticht Reifen von Autos amerikanischer Marken". 
Washington musste fürchten, die deutschen Islamisten würden sich auf 
US-Ziele in Deutschland bzw. Europa konzentrieren.
Die Fahndung war Chefsache. George Bush sprach früh mit Angela 
Merkel über die einzigartige Bedrohung. CIA und deutsche Ermittler 
kooperierten eng wie nie. Der Grund ist einleuchtend. Schon einmal, 
am 11. September 2001, war die tödliche Bedrohung Amerikas von 
Deutschland ausgegangen. Bush wie Merkel wollten die Wiederholung des
Elften September unter allen Umständen verhindern. Nicht auszudenken,
die Täter hätten Erfolg gehabt. Es hätte nicht nur dramatisch viele 
Tote gegeben, auch die politischen wie menschlichen Beziehungen 
zwischen diesen beiden Achsenmächten der Nato wären auf Jahre hinaus 
vergiftet worden.
Nun wissen wir, dass wir nicht wehrlos sind. Wir ahnen aber, dass
diese Bedrohung vorerst nicht vorüber zieht. Ein Albtraum: Deutsche 
Muslime, Fritz der Taliban, fanatisiert durch einen Islam, der sich, 
wie jede Religion, zu politisch "tunen" lässt, nutzen kalt ihre 
Tarnung. Sie reisen, wohin sie wollen. Sie sind gebildet genug, um 
durchzukommen. Sie kennen das westliche System, schwimmen darin wie 
damals Maos Revolutionäre im vor-revolutionären China. Sie sind in 
der Internationale des Terrors ständig "online". Damit sind sie eine 
Bedrohung der ganz neuen Art.
Gewissenlos, zynisch, brutal, Ideologie-hörig, aber irgendwie 
auch: heimat- und bindungslos, romantisch. Auf der Suche nach 
Lebens-Leitplanken, die es so gar nicht geben kann. Dieser neue 
Täter-Typus. Er hasst die Demokratie, jenes einerseits/andererseits, 
quälende Entscheidungen nach dem Prinzip Versuch und Irrtum. Er 
verachtet diese Werte-reduzierte Gemeinschaft, die selbst ihre 
Dekadenz noch feiert. Lohnender als Wohlstand und Frieden und Moderne
findet der Global-Taliban den Lebenssinn als anarchistisch 
motivierter Massenmörder. Und gerade angesichts dieser Bedrohung 
verspricht eine wachsam-souveräne Haltung mehr Erfolg als Hysterie.

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Rückfragen bitte an:
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Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de

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