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WAZ: Pakistan gleicht einem Pulverfass - und die Welt sieht hilflos zu Kommentar von Markus Günther

Essen (ots)

Man muss nur eins und eins zusammenzählen, um zu
begreifen, warum die Nachricht vom Ausnahmezustand in Pakistan rund 
um die Welt Angst und Schrecken auslöst: Pakistan hat Atomwaffen, es 
ist ein Land mit einer radikalisierten islamischen Jugend, die sich 
von Fanatikern gegen den Westen aufhetzen lässt, und es ist ein Land,
das von einem undurchsichtigen General fortan als Militärdiktatur 
geführt wird.
 Das Ganze ist ein sicherheitspolitischer Molotow-Cocktail 
schlimmster Art. Und fast noch schlimmer: Der Rest der Welt schaut 
hilflos zu, hält die Luft an und hofft, dass sich die Lage irgendwie 
wieder von allein entspannt.
 In Washington war diese Hilflosigkeit am Wochenende mit Händen 
greifbar. Lange hatte die US-Regierung versucht, Musharraf von der 
Ausrufung des Notstandes abzuhalten. Man drohte ihm sogar, die 
Finanzhilfe zu stoppen. Doch Musharraf hat erkannt, dass es eine 
leere Drohung war.
 Die USA sind zwar nun in der peinlichen Lage, eine Militärdiktatur 
zu unterstützen, aber es gibt dazu fast keine Alternative. Man 
braucht Pakistan im Kampf gegen El Kaida und Taliban; die ohnehin 
schwierige Lage in Afghanistan würde sich dramatisch zuspitzen, wenn 
Musharraf die Kooperation mit den USA aufkündigen würde.
 Pakistan ist auch kein Land, das man isolieren und ignorieren könnte
wie Nordkorea. Pakistan liegt geografisch und ideell im Zentrum des 
"Kampfes der Kulturen", wo gemäßigte Moslems, radikale Islamisten und
die Kräfte der westlichen Welt miteinander ringen. Musharraf, so muss
man das wohl trotz aller Vorbehalte und Zweifel sehen, hat ein 
Mindestmaß an Stabilität geliefert. Und er hat die Radikalen bis 
jetzt in Schach gehalten. Dass er seine Herrschaft nur noch unter den
Bedingungen des Notstandes ausüben kann, zeigt, wie labil das 
Machtgefüge ist.
 Natürlich kann man auch anders argumentieren und sagen: Es hat sich 
doch gar nicht viel geändert. Pakistan war ohnehin nur eine 
Scheindemokratie, und jetzt ist das verlogene Etikett endlich weg. An
dieser Sichtweise ist viel Wahres dran. Pakistan war auch schon vor 
dem letzten Wochenende ein Pulverfass. Doch die Angst, dass es schon 
bald in die Luft gehen könnte, ist jetzt noch größer.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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