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WAZ: Starke Lohnerhöhungen erwartet - Ist der Bescheidene der Dumme? - Leitartikel von Wilhelm Klümper

Essen (ots)

Das wird ein heißer Tanz um mehr Lohn. Die
Gewerkschaften fordern angesichts der guten Konjunktur einen großen 
Schluck aus der Pulle. Die jüngste Verdi-Forderung nach einer 
Lohnerhöhung von acht Prozent für die Beschäftigten im öffentlichen 
Dienst hat sicherlich so manchem Kämmerer die Weihnachtstage 
verhagelt. Wie, bitte schön, sollen klamme Kommunen wie Essen, 
Duisburg und Bochum denn dieses zusätzliche Geld aufbringen?
Daher handeln führende Wirtschaftsforschungsinstitute auch 
konsequent und verantwortungsvoll, wenn sie vor zu hohen 
Lohnabschlüssen im kommenden Jahr warnen. Der Präsident des 
Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), 
Christoph M. Schmidt, fordert angesichts von 3,5 Millionen 
Arbeitslosen eine "beschäftigungsorientierte Lohnpolitik", die kaum 
Spielräume für Lohnerhöhungen erlaube. Rückendeckung erhält er von 
Ulrich Blum, Präsident des Wirtschaftsforschungsinstituts Halle, der 
hohe Tarifabschlüsse für einen Konjunkturkiller hält. So seien 
bereits jetzt die Lohnstückkosten nach Jahren des Rückgangs gestiegen
und drohten, die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu 
unterminieren.
Die Mahner, die zur Mäßigung bei den Lohnerhöhungen aufrufen, 
haben in der derzeitigen politischen Großwetterlage eindeutig die 
schlechteren Karten. Schuld daran ist ein Teil der Managerkaste, der 
sich ohne Scham die Taschen prall füllt. Nachdem Bundeskanzlerin 
Angela Merkel den deutschen Topmanagern Gier vorgeworfen hat, setzen 
jetzt DGB-Chef Michael Sommer und Bischof Wolfgang Huber nach: 
Angesichts steigender Managergehälter müssten nun die Arbeitnehmer 
deutliche Lohnerhöhungen bekommen.
In der Tat muss es der bescheiden bezahlten Frisörin, dem 
Polizisten, dem Lokführer und - Achtung Herr Bischof Huber - dem Arzt
in kirchlichen Krankenhäusern zynisch vorkommen, wenn Manager wie 
Schrempp und Kleinfeld bei ihrem Abgang noch Millionen 
hinterhergeworfen bekommen. Und wenn sich die Abgeordneten des 
Bundestages eine Diätenerhöhung von über neun Prozent genehmigen, 
schert sich der normale Arbeitnehmer zu Recht einen Kehricht um die 
Konjunktur und Konkurrenzfähigkeit in Zeiten der Globalisierung. Zu 
viele derjenigen mit dicken Brieftaschen predigen Wasser und trinken 
selbst Wein. Wenn offensichtlich viel zu viele zunächst nur an sich 
denken, wäre der kleine Mann dumm, wenn er das nicht täte.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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