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WAZ: Stellenabbau in den Konzernen - Wo bleibt die soziale Verantwortung? - Leitartikel von Wolfgang Pott

Essen (ots)

Von sozialer Verantwortung ist in vielen deutschen
Konzernen nicht mehr viel übrig. Richtig ist, dass Stellenabbau unter
gewissen Umständen nötig ist. Die ehemaligen Top-Manager etwa bei der
Telekom oder bei Siemens haben jahrelang den übermäßigen Aufbau von 
Arbeitsplätzen zugelassen und sich nicht um eine gesunde, schlanke 
Konzernstruktur geschert. Schon damals wurden grobe Managementfehler 
begangen.
Allerdings ist es zu einfach, die heute verantwortlichen 
Vorstände wegen der Fehlleistungen ihrer Vorgänger aus der 
Verantwortung zu entlassen. Deren bloßes Erfüllen von 
Analystenforderungen ist ekelhaft. Und pervers ist die Reaktion der 
Börse auf Konzernankündigungen von tausendfachem Arbeitsplatzabbau. 
Jedes Mal steigt dann der Kurs des jeweiligen Unternehmens. Hinzu 
kommt die Art und Weise, wie Konzernlenker Jobabbau-Programme 
verkünden. Da werden Zahlen genannt, die überhaupt nicht 
nachvollziehbar sind. Siemens etwa wusste am Dienstag zunächst nicht,
wie viele Beschäftigte in NRW betroffen sind und nannte einen 
Standort, den es gar nicht gibt. Das ist dilettantische Kommunikation
ersten Ranges. Wenn Mitarbeiter und deren Familienangehörige um ihre 
Existenz fürchten müssen, dürfen sie zumindest ehrliche Aufklärung 
erwarten.
"Ein Unternehmer muss ein Mitempfinden für seine Leute haben", 
forderte Abtprimas Notker Wolf Anfang der Woche noch auf dem 
Politischen Forum Ruhr. Auf viele Mittelständler trifft dies zu. Sie 
sind näher dran an der Belegschaft, kennen sie oft seit Jahren 
persönlich, fühlen sich für sie und ihre Angehörigen verantwortlich. 
Auch der Mittelstand kennt schlechte wirtschaftliche Zeiten. Doch 
versuchen viele Unternehmer, diese Zeiten in enger Absprache mit 
ihren Angestellten zu durchleben. Wahrheit ist da oft das beste 
Mittel. Einige der sogenannten Top-Manager dagegen entpuppen sich in 
diesen Wochen, in denen Manager-Gehälter, Aktienoptionen und 
Steuerhinterziehung die Nachrichten beherrschen, als kalt 
kalkulierend. Doch auch hier wird es eine Marktbereinigung geben. 
Denn mit schlechtem Image lassen sich mittelfristig Waren nicht gut 
verkaufen. Massenhafter Arbeitsplatzabbau hilft da nicht weiter.
Aufpassen müssen in dem Zusammenhang übrigens auch die 
etablierten Parteien. Wer in diesen Zeiten keine gesunde Distanz zu 
den Wirtschaftsbossen hält, wird abgestraft. Einzig Profit schlägt 
daraus Die Linke, die trotz ihres wenig durchdachten Parteiprogramms 
mit breitem Grinsen in die Parlamente einzieht.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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