All Stories
Follow
Subscribe to Westdeutsche Allgemeine Zeitung

Westdeutsche Allgemeine Zeitung

WAZ: Clinton bleibt im Spiel - Matchball abgewehrt - Leitartikel von Markus Günther

Essen (ots)

Wieviel ist Hillary Clintons Wahlsieg in
Pennsylvania wirklich wert? Um das zu verstehen, könnte man den 
amerikanischen Vorwahlkampf vielleicht am besten mit einem 
Tennis-Spiel vergleichen: Barack Obama hatte in Pennsylvania einen 
Matchball, er hätte ihn nur verwandeln müssen. Hillary Clinton hat 
den Matchball ziemlich souverän abgewehrt, sie bleibt also vorläufig 
im Spiel, ist von der endgültigen Niederlage aber nach wie vor nur 
ein paar Punkte entfernt.
Es war schon der vierte oder fünfte Matchball, den Obama vergeben
hat, und ganz allmählich fragt sich das Publikum auf den Rängen: Was 
ist nur los mit dem Jungen? Warum verliert er immer wieder im 
entscheidenden Moment? Eine einfache Antwort gibt es nicht. Richtig 
ist aber, dass Obama sich mit bestimmten Wählergruppen besonders 
schwer tut: Gewerkschafter, Arbeiter und Katholiken können mit dem 
smarten Hoffnungsprediger wenig anfangen. Für die Demokraten sind 
aber gerade diese Wählergruppen besonders wichtig.
Hillary Clinton hofft, dass die Zweifel an Obama wachsen, dass 
die Partei Angst bekommt, mit ihm die Wahl zu verlieren, dass sie 
sich doch lieber dem bewährten Markennamen Clinton anvertraut. Obamas
Niederlage in Pennsylvania bewirkt, für sich genommen, ein solches 
Umdenken nicht. Denn den politischen Überlegungen stehen auch 
pragmatische Argumente gegenüber: Obama hat mehr Staaten gewonnen, 
mehr Stimmen und mehr Delegierte. Ihm die Nominierung zu verweigern, 
wäre nur durch formale Finessen möglich und wäre ein Schlag ins 
Gesicht aller Schwarzen.
Deshalb warten die meisten darauf, dass sich Hillary Clinton 
zurückzieht oder dass Obama sie endlich bezwingt. Doch Hillary 
Clinton hat sich in Pennsylvania das Recht erkämpft, noch einmal 
weiterzumachen. Dass sie am Ende Obama schlagen kann, ist immer noch 
unwahrscheinlich. Andererseits kommt auch Obama nicht ohne die 
Stimmen der unabhängigen "Superdelegierten" aus, und bei der Wahl im 
November braucht er auch die Clinton-Anhänger.
Wie genau dieser Knoten zerschlagen werden kann, ist vorderhand 
nicht erkennbar. Eine Kampfabstimmung auf dem Parteitag im Sommer ist
aber immer noch unwahrscheinlich. Und die Sorge, dass die Demokraten 
mit diesem langen Zweikampf den Republikanern in die Hände spielen, 
ist vorläufig unbegründet. Bislang sichert das spannende Rennen den 
Demokraten eine Medienpräsenz und ein Spendenaufkommen nie zuvor 
gesehener Ausmaße.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

Original content of: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, transmitted by news aktuell

More stories: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
More stories: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
  • 23.04.2008 – 19:32

    WAZ: Der neue Feminismus - Du darfst - Leitartikel von Britta Heidemann

    Essen (ots) - Die Emanzipation ist tot. Sagen die, die sich Feministinnen nennen mit einem Post- davor: Der große Kampf der Geschlechter ist vorbei. Einige wenige aber stolpern dennoch über Gebärstreik und Herdprämien, über Eva Herman und Christa Müller: Die Alphamädchen sind "ganz verliebt in den Feminismus". Die neuen deutschen Damen entblättern sich ...

  • 23.04.2008 – 19:27

    WAZ: Steilvorlage fürs Ruhrgebiet - Kommentar von Thomas Wels

    Essen (ots) - Die Ansiedlung des Forschungsstandorts des kanadischen Blackberry-Herstellers RIM in Bochum ist der wohl größte Ansiedlungserfolg der letzten Jahre in Nordrhein-Westfalen. Dafür gab es mehrere Gründe, der mit Abstand aber wichtigste ist: Die Kanadier haben den Standort im Wettbewerb gegen so potente Konkurrenten wie Eschborn und Stuttgart ...

  • 23.04.2008 – 19:24

    WAZ: Mehr als eine Posse - Kommentar von Ulf Meinke

    Essen (ots) - Otto Schily bleibt sich treu und verhält sich so, wie es alle von ihm erwartet hatten: stur. Unerschütterlich kämpft er für das, was er für sein gutes Recht hält. Mögen ihn die Kollegen im Bundestag doch als störrischen alten Herrn darstellen, der Regeln nur dann einhält, wenn er sie selbst aufgestellt hat. Das ficht einen Otto Schily nicht an. Man könnte den Fall Schily als Polit-Posse ...