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WAZ: Wer trägt die Schuld? - Kommentar von Ulrich Schilling-Strack

Essen (ots)

Erst nahm der Herr Kriminalrat Stellung. Dann der
Herr Staatsanwalt, es folgt der Bezirkshauptmann. Viele Worte wurden 
gemacht nach der Enthüllung der Tragödie von Amstetten. Von 
Justizrechtspflege war da die Rede, und Abgängigkeit, 
Jugendwohlfahrtsbehörden und der Landesschulrat wurden ins Feld 
geführt, aber irgendwie klangen die offiziellen Stellungnahmen wie 
eine verzweifelte Verteidigungsrede. Keiner hat was gewusst. Niemand 
trägt Schuld. Alles irgendwie unvermeidlich.
Ist das wirklich so? Je mehr man erfährt über die Leidenszeit der
Kinder im Keller, desto unbegreiflicher erscheint es, dass solche 
Verbrechen solange unentdeckt bleiben könnten.
Es musste eingekauft werden, die Windeln gewechselt - und das hat
niemand bemerkt? Gleich drei angebliche Findelkinder wurden dem 
angeblichen Großvater anvertraut. Obwohl er angeblich wegen einer 
Sexualstraftat vorbestraft war. Genau weiß man aber auch das nicht, 
weil Einträge im Strafregister getilgt wurden.
Es ist möglich, dass die Tragödie von Amstetten nicht früher 
hätte entdeckt werden können. Aber immer unwahrscheinlicher.

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Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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