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WAZ: Kampfverband in Afghanistan - Verstärkung? Mal sehen. Leitartikel von Angela Gareis

Essen (ots)

Überschattet wurde die Kommandoübergabe von einem
Anschlag: Zwei deutsche Soldaten wurden mit einem Sprengsatz 
angegriffen und leicht verletzt. So berichten Nachrichtenagenturen - 
sprachlich korrekt - darüber, unter welchen Umständen die Bundeswehr 
die Leitung der schnellen Eingreiftruppe im Norden Afghanistans 
übernommen hat. Inhaltlich korrekt aber müsste man formulieren: 
Ausgeleuchtet wurde die Kommandoübergabe von einem Anschlag.
Denn in der Republik wollen Menschen mehrheitlich nicht erkennen,
dass Bundeswehrsoldaten sich in einem gefährlichen Kampfeinsatz 
befinden. Nicht erst seit diesem Dienstag, an dem der erste deutsche 
Kampfverband den Dienst angetreten hat, was "überschattet" wurde, 
riskieren die Soldaten fern von Berlin täglich ihr Leben. Die größte 
Sorge von Politikern scheint es jedoch zu sein, dass genau das ans 
Licht kommen könnte. Während die Sicherheitslage in Afghanistan sich 
verschlechtert und mehr Soldaten benötigt werden, schwindet die 
Zustimmung der Bevölkerung zu diesem Einsatz. "Jeder Brunnen ist ein 
kleiner Sieg." Mit solchen Sätzen zeichnen Regierungspolitiker das 
Bild von deutschen Helfern mit Schaufel und Hacke, um die Mission 
friedlich sympathisch zu präsentieren.
Weil die Umfragelage von Union und SPD sich verschlechtert, wagen
Regierungspolitiker es nicht, in aller Deutlichkeit zu sagen, warum 
im Herbst 1000 weitere Soldaten entsandt werden sollen. Sie müssten 
dann zugleich eingestehen, dass der Zeitpunkt fahrlässig spät gewählt
ist. Die Soldaten werden nicht gebraucht, um weitere Brunnen zu 
graben, sondern um das Leben ihrer Kameraden zu schützen. 250 Mann 
hatte die Nato für die schnelle Eingreiftruppe angefordert. 205 
bewilligte Berlin. Mehr war kaum möglich, weil die Obergrenze des 
geltenden Mandats von 3500 Soldaten bereits überstrapaziert ist. Die 
Norweger, die abgelöst worden sind, stellten bis zu 350 Soldaten für 
den Auftrag, der internationalen Schutztruppe Isaf zu Hilfe zu eilen,
sobald diese angegriffen wird.
Innerhalb eines Tages müssen die Soldaten jeden Punkt des 
Einsatzbereiches erreichen können. Das Gebiet des Regionalkommandos 
ist halb so groß wie die Bundesrepublik. Laut, aber ungehört hat der 
Bundeswehrverband verlangt, über zusätzliche Soldaten früher zu 
entscheiden. Die Regierung wollte ihre Sommerruhe nicht riskieren und
wartet bis Oktober. Schon lange stellt sich die Frage, ob die Angst 
der Soldaten vor den Taliban nicht höher zu bewerten wäre, als die 
Angst der Politiker vor den Wählern.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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