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WAZ: Noch kein Anlass zur Heiterkeit. Kommentar von Hans-Josef Justen

Essen (ots)

Seit vier Tagen Olympia. Seit vier Tagen das größte
Sportfest der Welt. Seit vier Tagen Wettkämpfe, strahlende Sieger, 
triumphierende Gold-Gewinner. Doch von den deutschen Athleten, die 
mit großen Hoffnungen auf die Reise ins Land des Lächelns geschickt 
worden sind, hat noch keiner ganz oben gestanden. Das zu verkraften, 
zu tolerieren und auch mit Verständnis zu unterfüttern, fiele den 
Fans erheblich leichter, wenn vorher nicht die vollmundigen 
Versprechungen gewesen wären. Diese hochfliegenden 
Absichtserklärungen, die von Funktionären in noch weit stärkerem Maße
formuliert worden sind als von den Athleten: Sie befeuerten eine 
olympische Vorfreude, die von Tag zu Tag stärker zu verglühen 
scheint.
 Deutsche Dominanz zu verlangen, wäre arrogant. Einen prominenten 
Rang im Medaillenspiegel einzufordern, wäre anmaßend. Doch 
ausgelassene olympische Heiterkeit zu erwarten, wenn dem einen 
Frusterlebnis das nächste folgt, wäre wirklichkeitsfremd. Denn der 
Spaß ist ursächlich an den Erfolg gekoppelt, weshalb die Silber- und 
die Bronzemedaille der Wasserspringer (bei aller Hochachtung vor 
deren herausragenden Leistungen) nun wirklich keine tosende Freude 
auslöst.
 Zu groß sind die Enttäuschungen. Vor allem im olympischen 
Schwimmbecken, wo Mit-Favoriten wie Sarah Poewe und Helge Meeuw, 
Annika Lurz und Antje Buschschulte bereits in Vor- und Zwischenläufen
untergingen, während die internationale Konkurrenz reihenweise 
Weltrekorde rausklotzt. Dahinter nur Doping zu vermuten, nichts 
anderes als Doping, läuft auf billige Ausreden hinaus. Denn was ein 
Teil der DSV-Armada in Peking abliefert, gelingt den anderen 
vermutlich auch mit dem Verzehr von Salzstangen oder Fastfood.
 Deshalb zeichnet sich, nur vier Tage nach dem Auftakt von Peking, im
deutschen Sport bereits die Forderung nach Strukturreformen ab, 
obwohl für Dienstag, für Mittwoch das erste Gold avisiert worden ist.
Denn Vorfreude allein ist zu wenig für olympische Feststimmung.

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Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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