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WAZ: Ost-West-Konflikt wird härter - Die neuen Kalten Krieger. Leitartikel von Lutz Heuken

Essen (ots)

Noch vor gut einer Woche war Südossetien für die
meisten Menschen im Westen kein Begriff. Nun droht dieses winzige 
Stück Kaukasus mit kaum 100 000 Einwohnern zur Keimzelle für einen 
neuen Kalten Krieg zu werden. Scharfmacher im Kreml und im Weißen 
Haus scheinen Interesse an einer sich zuspitzenden Lage zu haben.
Europa kann nur froh sein, dass es auf dem Bukarester Nato-Gipfel
im Frühjahr hart geblieben ist. Obwohl US-Präsident Bush mächtig 
drängte, widersetzten sich weitsichtige Partner dessen Wunsch, 
Georgien sofort in das Verteidigungsbündnis aufzunehmen. Was wäre 
passiert, hätte man dem abenteuerlichen Plan zugestimmt? Hätten wir 
nun den Verteidigungsfall? Müssten wir uns auf eine militärische
Konfrontation mit Moskau vorbereiten, weil der georgische Präsident 
Saakaschwili seine Truppen gegen die abtrünnigen Südosseten 
losgeschickt hat - und sein Land nun durch die Russen angegriffen 
wird?
Mag ja sein, dass sich dieses Szenario heute noch abenteuerlich 
anhört. Wer aber sagt, dass sich der Georgien-Konflikt nicht zu einer
modernen Kuba-Krise hochschaukelt? Wer das als unrealistisches 
Horror-szenario bezeichnet, weiß nicht, wie sich Krisen entwickeln 
können, wenn auf beiden Seiten ideologisch verbohrte "Triebtäter" am 
Werk sind. Haben wir vergessen, dass die Welt in den 60er-Jahren 
schon einmal am Rande des Untergangs stand?
Da sitzen in Moskau die Herren Medwedew und Putin, die 
versprochen haben, ihr Land zu alter imperialer Größe zu führen. Die 
bereit sind, brutal Krieg zu führen, um angebliche Demütigungen 
Russlands zu rächen. Und da sitzen in Washington die Herren und Damen
um Präsident Bush, die es darauf anlegen, ihre Wirtschafts-, 
Gesellschafts- und Freiheits-Philosophie bis vor die Tür Moskaus zu 
tragen, koste es, was es wolle. Die Staaten wie Georgien, die 
Ukraine, aber auch Polen und Tschechien mit Geld und militärischer 
Aufrüstung verführen, Front gegen Moskau zu machen. Offenbar nimmt in
diesen Tagen auch Washington durch seine Georgien-Politik und die 
Raketenaufstellung in Polen eine Verschärfung der Lage billigend in 
Kauf.
Umso mehr ist nun Besonnenheit und auch verbale Abrüstung 
gefragt. Bei einem Rückfall in die Konfrontation der Nachkriegszeit 
können beide Seiten nur verlieren. Einen neuen Dialog mit Moskau zu 
fordern heißt nicht, vor dem undemokratischen und imperialen Gehabe 
des Kreml zu kuschen. Klare Worte - wie von Merkel gegenüber Medwedew
- müssen ja sein.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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