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WAZ: Olympische Spiele gingen zu Ende - Eine perfekte Selbstinszenierung - Leitartikel von Thomas Lelgemann

Essen (ots)

Die Olympischen Spiele von Peking werden als die am
besten organisierten in die Geschichte eingehen. Nichts war dem 
kommunistischen Regime zu teuer, um die größte Show der Erde zu einer
glamourösen Selbstinszenierung zu nutzen. Das immense logistische 
Problem, eine 16-Tage-Veranstaltung mit 10 000 Sportlern, 25 000 
Journalisten und Millionen von Zuschauern reibungslos über die Bühne 
zu bringen, haben die Chinesen perfekt gemeistert.
Doch es war ein künstliches Fest, ein gigantisches Spektakel 
unter einer Käseglocke. Das hervorragend gestaltete und mit den 
modernsten Sportarenen ausgestattete Olympiagelände war ein streng 
abgeschottetes Areal, eine Insel mitten in China, auf der nur 
derjenige Zutritt fand, der dem Regime genehm war. Durch eine 
fragwürdige Ticketverteilung und strikte Visa-Politik fanden nur 
relativ wenige Ausländer den Weg nach Peking.
Olympia in Peking, das waren Spiele der Bilder. Es war nicht nur 
eine perfekt organisierte, sondern auch eine perfekt manipulierte 
Veranstaltung. Die Propagandamaschine zog alle Register. Hollywood 
kombiniert mit chinesischer Tradition sorgte weltweit bei der 
Eröffnungsfeier für Faszination. Dahinter verbargen sich jedoch 
vorfabrizierte Bilder der Feuerwerke und ein kleines Mädchen, das 
einem vermeintlich hübscheren nur die Stimme leihen durfte.
China hatte zwei Ziele. Das kommunistisch-kapitalistische 
Zwittersystem wollte sich dem Ausland als aufstrebende Großmacht 
präsentieren und gleichzeitig bei der einheimischen Bevölkerung den 
Nationalstolz durch die Medaillenflut und die vordergründig perfekten
Spiele steigern. Das zweite Ziel scheint ihnen gelungen zu sein, denn
die Chinesen zeigten sich wirklich begeistert über die Triumphe ihrer
Sportstars. Und eines sollte auch gesagt werden: Die chinesischen 
Zuschauer erwiesen sich als äußerst nette Gastgeber, die im Gegensatz
zu den Griechen vor vier Jahren auch den Konkurrenten Beifall 
zollten.
China hat sich durch Olympia nicht verändert. Die 
Menschenrechtsverletzungen sind geblieben, die Todesstrafe wird 
weiter verhängt, Andersdenkende werden ins Gefängnis gesteckt, das 
Internet wird zensiert, die Umwelt wird geschädigt und die 
Tibet-Frage ist nicht gelöst. Wir im Westen haben die Themen vor den 
Olympischen Spielen in Peking in den Blickpunkt gerückt, ohne sie 
lösen zu können. Wir müssen aber weiter auf die Lösung dieser 
Probleme dringen. Der kritische Blick muss auch ohne Olympische 
Spiele in Richtung China gehen.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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