All Stories
Follow
Subscribe to Westdeutsche Allgemeine Zeitung

Westdeutsche Allgemeine Zeitung

WAZ: Unterversorgte Schmerzpatienten - Wenn der Arzt nicht helfen kann - Leitartikel von Petra Koruhn

Essen (ots)

Jeder Zweite sucht den Arzt auf, weil er unter
extremen Schmerzen leidet. Dass es ihm nach der Behandlung besser 
geht, ist leider häufig Wunschdenken.
Wie frustriert die Patienten sind, zeigte die WAZ-Telefonaktion 
zum Thema Schmerz. Zwei Stunden lang standen die Telefone nicht 
still. Fazit: Menschen leiden unter unerträglichen Schmerzen, obwohl 
sie nichts anderes tun, als von Arzt zu Arzt zu laufen. Die 
Geschichten der Leser stehen beispielhaft für ein Symptom, das die 
Facharztdichte kaum vermuten lässt: Schmerzpatienten sind oft 
unterversorgt. Wir sprechen hier nicht über akute Probleme, sondern 
über chronische Schmerzen. Zehn Millionen Menschen leiden darunter. 
Rückenkranke, Migränekranke, Rheumatiker, Menschen, bei denen sich 
der Schmerz verselbstständigt hat. Oft, weil er im akuten Fall nicht 
richtig behandelt wurde.
Schmerztherapeuten haben lange dafür gekämpft, dass diese 
Menschen nicht noch als Simulanten abgestempelt werden. Haben sich 
dafür eingesetzt, dass es moderne Medikamente gibt, die den Schmerz, 
wenn nicht nehmen, so doch deutlich erträglicher machen. Nur kommen 
die Bemühungen beim Patienten selten an. Woran liegt das?
Die Schuld beim Hausarzt zu suchen, ist richtig - und zugleich 
falsch. Ja, er ist der Ansprechpartner. Er sollte über die 
Basistherapie, die mehr ist als Cortison & Co., Bescheid wissen. Doch
woher soll der Arzt das Wissen nehmen? Im Studium jedenfalls lernt es
der angehende Mediziner nicht unbedingt. Auch wenn es massiv 
angemahnt wurde: Das Erkennen und Behandeln von Schmerzen ist immer 
noch kein Pflichtfach. Es gibt Ärzte, die sich weiterbilden. Aber 
andere nicht. Oft, weil die Zeit nicht bleibt. Es ändert sich 
glücklichweise langsam etwas. Viele Kliniken verfügen über 
Schmerzambulanzen, leider häufig mit immenser Wartezeit. Immer mehr 
Ärzte arbeiten eng mit Schmerztherapeuten zusammen.
Dass das alles etwas kostet? Zitieren wir den Vorreiter der 
Schmerztherapie, Prof. Michael Zenz aus Bochum, der nicht müde wird, 
darauf zu verweisen, dass genug Geld im System sei, es nur richtig 
eingesetzt werden müsse. Allein 25 Milliarden Euro stellten die 
Kassen jährlich für die Therapie von Rückenerkrankungen zur 
Verfügung, vielfach für überflüssige Spritzen und Pillen.
Es gibt das Rezept gegen den Schmerz - sollte es der Arzt nicht 
kennen, hat der Patient die Chance, den Therapeuten zu wechseln. Auch
wenn es Mühe macht, es ist bei allem Dilemma eine gute Botschaft.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

Original content of: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, transmitted by news aktuell

More stories: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
More stories: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
  • 03.09.2008 – 19:22

    WAZ: Die neueste Saarland-Umfrage - SPD gedemütigt - Leitartikel von Ulrich Reitz

    Essen (ots) - Nach vielen Niederlagen ist dies für die SPD der Größte Anzunehmende Unfall: Im Saarland zieht Lafontaines Linke an den Sozialdemokraten vorbei. Der Saarländer könnte wieder Regierungschef werden, nur diesmal für die Konkurrenz seiner Ex-Partei, seinen gedemütigten Juniorpartner. Was da gerade im Saarland passiert, ist lehrreich, auch für ...

  • 03.09.2008 – 19:21

    WAZ: Neue Regeln sind nötig - Kommentar von Ulf Meinke

    Essen (ots) - Meine Daten gehören mir? Von diesem Wunsch ist die Wirklichkeit weit entfernt. Persönliche Daten sind längst zur Handelsware geworden. Hunderttausende Anfragen bei den staatlichen Meldebehörden belegen, welch ein gigantisches Geschäft der Datenhandel ist. Langsam entdeckt die Politik, dass die bestehenden Regeln für die Branche dringend an das Informationszeitalter angepasst werden müssen. ...

  • 03.09.2008 – 19:19

    WAZ: Steuernder Steuer-Staat - Kommentar von Thomas Wels

    Essen (ots) - Wenn man schon von Staats wegen meint, gegen den auch von Staats wegen hohen Energiepreis (mehr als 40 Prozent sind Steuern und Abgaben) angehen zu müssen, dann sind die Vorschläge aus dem Hause des Bundeswirtschaftsministers Glos eher klügerer Natur. Jedenfalls ist es sehr viel sinnvoller, ins Stromsparen zu investieren, als populistisch durch die Lande zu laufen, und wie Verbraucherminister ...