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WAZ: Nackt-Scanner und Kameras - Das Ende der Privatheit. Leitartikel von Katrin Teschner

Essen (ots)

Die Reisefreiheit wird gerne als größte
Errungenschaft der Europäischen Union gefeiert - doch wie frei werden
Reisende bald noch sein? Auf den Flughäfen werden Menschen durch 
Scanner geschickt wie Gepäckstücke. Sie zeigen Reisende ohne 
Kleidung, nackt auf einem Bildschirm; Sicherheitsbeamte betrachten 
die Aufnahmen, Speckrollen, künstliche Darmausgänge, Prothesen und 
Genitalien inklusive. Auf den Flughäfen werden vielleicht bald auch 
Bordkarten mit Funkchips versehen, als wären ihre Besitzer 
Milchtüten. Jeder Schritt wird verfolgbar sein, vom Duty-Free-Laden 
bis zum Flugzeug. An Bord registrieren Kameras auffällige Bewegungen,
in den Sitzreihen und selbst auf dem stillen Örtchen.
Auf den Flughäfen wird es dann eine Inquisition der Fluggäste 
geben. Wer sich den Spielregeln verweigert, macht sich verdächtig 
oder muss zuhause bleiben.
Dass sich Deutschland nun zumindest gegen den Einsatz von 
Nackt-Scannern ausspricht, mag vordergründig beruhigen. Es ändert 
aber nichts an der Tatsache, dass entsprechende Geräte und Systeme 
auf europäischen Flughäfen bereits getestet werden. Um Terrorgefahren
zu begegnen, setzt die EU immer mehr auf Sicherheit - und weil es nie
genug Sicherheit gibt, setzt sie auf totale Überwachung. Sie erfindet
neue Bestimmungen und Richtlinien zum besseren Schutz der Bürger, 
mittlerweile fast schon im Monatstakt. Das ist bedenklich genug. Was 
aber noch alarmierender ist: Viele dieser Neuerungen kommen quasi 
durch die Hintertür - ohne öffentliche Diskussionen.
Mittlerweile wird es als legitim angesehen, dass der Staat in den
Besitz von Daten kommt. Er darf immer mehr über uns erfahren, immer 
tiefer in unser Privatleben eingreifen. Es ist eine Art Wettstreit 
entstanden zwischen den Mitgliedsländern um die besten 
Sicherheitsgesetze; jedes Land versucht sich im Anti-Terror-Kampf zu 
überbieten. Und die EU funktioniert nicht mehr als Kontrollinstanz, 
sondern als Verstärker: Immer größere Datenbanken entstehen, immer 
mehr Behörden wollen Zugriff darauf bekommen. Und längst haben wir 
den Überblick verloren. Wo wird was über uns gespeichert? Wohin 
wandern die Informationen? Und was passiert damit?
Um der Sicherheit willen entstehen so neue Gefahren - Gefahren, 
die wir heute noch gar nicht abschätzen können. Wir sollten aber 
nicht leichtfertig Grundrechte opfern, auf die wir als Bürger der EU 
mit Recht so lange stolz waren. Wir sollten dringend die Notbremse 
ziehen.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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