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WAZ: Die USA und die Wirtschaftskrise - Machtvakuum in Washington - Leitartikel von Dietmar Ostermann

Essen (ots)

Zwei Monate sind eine Ewigkeit in turbulenten Zeiten
wie diesen. In zwei langen Monaten erst wird Barack Obama als 44. 
Präsident der USA auf den Stufen des Kapitol vereidigt. Bis dahin 
wird, setzt sich der Galopp der jüngsten Vergangenheit fort, in den 
Vereinigten Staaten und der Welt viel passiert sein. Zum Vergleich: 
Vor zwei Monaten, aber einer gefühlten Ewigkeit, rasselte an der Wall
Street die Investmentbank Lehman Brothers in die Pleite. Seither 
purzeln in atemberaubendem Tempo immer neue Dominosteine einer längst
globalen Krisenkette.
In den USA war es diese Woche die Sorge um die drohende Pleite 
der "Big Three" aus Detroit, die alle anderen Nachrichten 
überschattet hat. Bis Ende des Jahres könnte General Motors, über 
Jahrzehnte der weltgrößte Autokonzern, zahlungsunfähig sein. Bei 
Chrysler sieht es nicht besser aus. Auch Ford könnte vom Strudel 
erfasst werden und untergehen. Die Autonation USA könnte schon bald 
ohne heimische Autoindustrie dastehen.
Noch vor kurzem hätte sich das niemand vorstellen können. Jetzt 
scheint alles möglich, wenn die Politik nicht entschieden eingreift. 
Wie eine Epidemie grassiert in den USA, dem Ursprungsland des 
weltweiten Abschwungs, das Krisenfieber. Es sprang vom Häusermarkt 
ins Finanzsystem. Jetzt wütet es in Amerikas Realwirtschaft. Jeder 
Tag bringt traurige Rekorde: Die Arbeitslosigkeit steigt wie lange 
nicht, Aktienkurse fallen in ungekannte Tiefen.
Man muss nicht jedes Weltuntergangsszenario aufgeregter 
Apokalyptiker für bare Münze nehmen, um den Ernst der Lage zu 
beklagen. Gerade jetzt aber, wo entschlossenes Handeln gefragt ist, 
stecken die USA in einer politischen Zwischenzeit. Gefragt sind mehr 
denn je entschiedene Macher. Im Weißen Haus aber sitzt eine lahme 
Ente: George W. Bush. In Chicago muss sich ein Noch-Nicht-Präsident 
Obama bis Januar mit dem Regieren gedulden. Der zupackende Präsident,
in Krisenzeiten oft eine Stärke der amerikanischen Demokratie, fehlt 
dem Land just in dem Moment, in dem er am meisten gebraucht würde.
Die vorübergehende Lähmung der amerikanischen Politik ist nicht 
die Schuld von Bush oder Obama. Sie ist das fast zwangsläufige 
Ergebnis eines demokratischen Machtwechsels, der eben Zeit braucht. 
Was aber unter normalen Umständen niemand beklagen müsste, verschärft
jetzt die Vertrauenskrise. Solange Washingtons Politik eine Auszeit 
nimmt, regiert im Land die Angst.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
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