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WAZ: Boxen bis zum Überdruss. Kommentar von Hans-Josef Justen

Essen (ots)

Ring frei am Samstagabend. Mal ist die ARD auf
Sendung, mal das ZDF, mal RTL. Stall Sauerland boxt gegen Stall Kohl 
- hier ein Russe namens Walujew, dort die promovierten Faustkämpfer 
Klitschko aus der Ukraine. Munter dabei sind auch die Frauen, deren 
Emanzipation in dieser sportspezifischen Disziplin vor allem vom 
Ehrgeiz, Engagement und den Erfolgen einer Regina Halmich 
vorangetrieben wurde.
 Boxen bis zum Abwinken, bis zum Überdruss. Dargereicht in 
Mogelpackungen, von denen das Publikum eingewickelt wird. Obwohl kaum
noch einer weiß, von welchem dieser zahlreichen Weltverbände der zum 
Super-Ereignis aufgeplusterte und mit großem Getöse angekündigte 
Titelkampf gerade ausgerichtet wird, hocken Millionen vor den 
Mattscheiben. So erreichte die ARD mit dem auf langweilige zwölf 
Runden gestreckten Duell zwischen Nikolai Walujew und Methusalem 
Evander Holyfield einen Marktanteil von 30,7 Prozent. Und 
Sauerland-Geschäftsführer Christian Meyer stellte deshalb fest: "Das 
schreit ja geradezu nach einem Rückkampf."
 Um Himmels willen, bloß das nicht. Denn wäre die 
Fernseh-Einschaltquote ein aussagekräftiger Beweis für Qualität, dann
müsste es sich bei "Bauer sucht Frau" um anspruchsvolle, von Geist 
und Sinn und Intelligenz gefüllte Unterhaltung handeln. Doch es ist 
Klamauk - genau wie ein Großteil dieser Box-Produktionen, die selbst 
unter Beteiligung der Klitschko-Brüder zu einem überteuerten Jux 
ausarten. Denen ist, um es im Branchenjargon zu sagen, oft "Fallobst"
vor die Fäuste gestellt worden, das sie gleichsam mit links abgeräumt
haben.
 Zwar boxen die Klitschkos, zwei clevere Selbstvermarkter, und auch 
der unbeholfene Riese Nikolai Walujew in derselben Gewichtsklasse wie
ein Muhammad Ali, doch sie boxen nicht auf einem vergleichbaren 
Level: Für Ali-Kämpfe haben Millionen von Fans rund um die Uhr die 
Wecker gestellt, um mitten in der Nacht live dabei zu sein. Doch bei 
Alis Pseudo-Nachfolgern schlafen sie ein. Hellwach sind nur die 
listigen, geldgierigen Manager, die mit reichlich Krampf jede Menge 
Kohle machen.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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