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WAZ: Deutsche optimistisch für 2009 - Dieser Lebensmut hat Lohn verdient - Leitartikel von Rolf Potthoff

Essen (ots)

Erinnern wir uns noch? Nicht lang ist es her, da
sprach man von "German disease", von der "deutschen Krankheit". Und 
die hieß Angst. Angst vor der Zukunft und lähmende Mutlosigkeit 
schlich durch das Land. Das "Volk der Jammerer" führte "Gefahr" und 
"Risiken" als gängigste Vokabeln.
Nun kommen zum Jahreswechsel überraschende, weil völlig 
gegensätzliche Daten daher: Eine überwältigende Mehrheit der 
Deutschen geht, was die Einschätzung ihrer persönlichen Aussichten 
betrifft, mit großem Optimismus ins neue Jahr. Bei den jüngeren 
Deutschen sind es sogar neun von zehn, die so oder ähnlich denken.
Diese vollauf positive Grundstimmung überrascht umso mehr, als 
eine deutliche Mehrheit die Entwicklung im Land für '09 pessimistisch
beurteilt. Das wirkt wie ein greller Kontrast - doch lassen sich 
daraus auch hoffnungsstarke Schlüsse ableiten.
Es kann sein, dass viele Menschen die enge Verflechtung der im 
Land allgemein herrschenden Lage mit ihrer inviduellen Situation 
nicht begreifen. Dass sie nicht wissen oder wahr haben wollen, dass 
eine Finanz- und Wirtschaftskrise jederzeit ihren Job, ihre 
Ausbildungssperspektive oder ihren Lebensstandard bedrohen kann. Das 
wäre die naive Sicht auf die Dinge.
Es kann aber auch sein, dass die Deutschen diese Zusammenhänge in
ihrer ganzen Tragweite verstehen - und trotzdem keinen Grund sehen, 
mit ihrem Schicksal zu hadern oder zu resignieren. Und für diese 
ebenso mutvolle wie ermutigende Einstellung der Bürgermehrheit 
spricht vieles.
Hier drückt sich eine ausgesprochen staats- und 
leistungsbejahende Einstellung aus. Eine Haltung, die jedes Land für 
seine Zukunftsgestaltung braucht. Und das müsste eigentlich die 
Schamröte ins Gesicht derer treiben, die ob eines schnellen 
Unternehmens- und privaten Gewinns Werke schließen und zu 
Massenentlassung greifen. Sie stellt ein Armutszeugnis einem System 
aus, das die Jugend zur (Aus-)Bildung anspornt, aber zusieht, wie 
noch immer zu viele Junge nach der Ausbildung vor dem Nichts stehen. 
Und dass zwischen Oben und Unten in der Gesellschaft eine Kluft 
liegt, die größer zu werden droht, haben die Leistungswilligen auch 
nicht verdient.
Insofern birgt der Deutschen Optimismus eine Verpflichtung für 
die, die Deutschland regieren. Es ist gut, wenn Politiker den Bürgern
Mut und Zuversicht zusprechen. Doch umso mehr ist es ihre Aufgabe, 
alles zu tun, dass sich Mut und Zuversicht lohnen.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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