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WAZ: Masterplan Ruhr 2008 - Stadtplanung für die Bürger - Leitartikel von Wilhelm Klümper

Essen (ots)

Machen wir uns nichts vor: Das Ruhrgebiet war und
ist in Teilen hässlich. Hier wurde malocht und eine ganze Region 
unter das Diktat von Bergbau- und Stahlindustrie gestellt. Das hat 
uns wunderbare Kathedralen der Industriegeschichte wie die Essener 
Zeche Zollverein oder den Duisburger Landschaftspark Nord 
hinterlassen. Dafür beneiden uns andere, und es ist richtig, dass wir
die Industriearchitektur hegen und pflegen. Aber wir haben auch einen
teilweise verlotterten Wohnbestand, der lieblos für die Massen von 
Arbeitskräften hochgezogen wurde. Dem trägt der Masterplan Ruhr 2008 
Rechnung, indem es dort heißt: "Auch die Wohnraumbestände müssen für 
eine zukunftsweisende und nachhaltige Entwicklung unserer Städte 
genutzt werden: in Stand halten, in Wert setzen, behutsam 
weiterentwickeln, umnutzen und auch einmal etwas beseitigen."
Das Ruhrgebiet braucht in der Tat bessere Stadträume, Plätze und 
Straßen mit guter Architektur. Die Abrissbirne sollte Marodes platt 
machen, um dort neue attraktive Wohnungen für Senioren und junge 
Familien zu schaffen. Mit der guten Infrastruktur einer 
Metropolregion müsste es das Ruhrgebiet doch locker schaffen, dem 
Häuschen am betulichen Niederrhein oder im beschaulichen Sauer- und 
Münsterland Paroli bieten zu können. Noch ist aber das Ruhrgebiet 
eine Metropolregion, die anders als beispielsweise Hamburg, München 
und Frankfurt massenweise Einwohner verliert.
Vielleicht haben sich bislang die Stadtväter zu sehr von 
vermeintlich großer Architektur blenden lassen. Mit einem 
Stararchitekten wie Foster, Grimshaw und Teherani schmücken sich 
unsere Oberbürgermeister und Baudezernenten halt gerne. Das ist ein 
Hauch von großer, weiter Welt. Dumm nur, dass beispielsweise der 
spektakuläre Teherani-Entwurf der "Living Bridge", die in Duisburg 
die Ruhr überspannen soll, bislang keine Mieter gefunden hat. Die 
dort geplanten Wohnungen sind für den Normalbürger einfach zu teuer. 
Wer das Geld hat, zieht lieber direkt ins Penthouse nach 
Düsseldorf-Oberkassel.
Das Ruhrgebiet sollte nicht auf die große Geste der Architekten 
setzen, die zu oft ohne Verantwortung für das Umfeld ihre eitle 
Visitenkarte hinterlassen. Die Metropolregion Ruhr könnte sich dabei 
ein Beispiel an Köln nehmen. Dort hat der Architekt Albert Speer 
junior, der sich als Stadtplaner versteht, in jahrelanger akribischer
Detailarbeit mit der Stadtverwaltung, der Politik, der Wirtschaft und
den Bürgern einen Masterplan entwickelt, der sich vornehmlich nach 
den Bedürfnissen der Bewohner richtet.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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