Westdeutsche Allgemeine Zeitung
WAZ: Noch ein Einkaufszentrum - Der kranke Kampf um den Kunden. Leitartikel von Frank Preuß
Essen (ots)
Zu den simpelsten Spielregeln im Einzelhandel zählt diese: Man kann den Euro nur einmal ausgeben. Allerdings hat sich der Wettbewerb darum, in welcher Kasse dieser Euro landet, in ungesundem Maße verschärft. Gerade auch im Revier. Dort treffen findige Center-Bauer auf willige Politiker. Selbst in Zeiten schwindender Kaufkraft und schrumpfender Städte.
Bürgermeister denken gern in kurzen Zyklen, glauben in der Not, sich ins Unvermeidliche fügen zu müssen und hoffen, dass ein Einkaufszentrum den ersehnten Aufschwung beschert. Den ihnen die Investoren natürlich in den blumigsten Farben ausmalen und mit ungezählten Studien untermauern. Die Herren verstehen ihr Geschäft und erzählen an jeder Adresse die selbe Geschichte. Am Ende muss man nur glauben wollen, dass mindestens ganz Deutschland auf die Eröffnung dieses neuen Shopping-Paradieses gewartet hat. Auch wenn das nächste in der Nachbarstadt längst in Planung ist. Wer viel Geld verdienen will, den juckt es nicht, wenn sich die Städte hinterher um die Kunden balgen müssen. Der Region, die so gerne von Zusammenarbeit redet und sie selten genug lebt, ist es nie gelungen, sich auf ein gemeinsames Einzelhandelskonzept zu verständigen.
Und so wird fleißig gebaut. Ohne Rücksicht auf die Folgen. Lokalpolitiker, die über die Niedergänge ihrer Innenstädte jammern, müssen sich fragen lassen, was sie zugelassen haben. Wer den Konkurrenzdruck der Lagen derart erhöht, darf sich über Verluste nicht beklagen. Kaufleute ziehen mit der Kundschaft um - notfalls vor die Stadt. Übrig bleiben leere Immobilien.
Manchmal kann es sogar funktionieren, so wie in Duisburg, vor der Eröffnung des Forums als eine der wenigen Ruhrgebietsstädte unterversorgt mit Einzelhandelsflächen. Nicht mal die Duisburger gingen in Duisburg einkaufen. Oberhausen und selbst das relativ wohlhabende Mülheim haben ihre Innenstädte mit völlig überdimensionierten Centern weitgehend ruiniert und die Nachbarn in Mitleidenschaft gezogen. So weit wird es in Essen kaum kommen, der Limbecker Platz liegt ja mitten in der City. Doch ohne Folgen können 70 000 Quadratmeter mit neuen Geschäften nicht bleiben. Noch dazu, wo es abermals nur ansatzweise gelungen ist, andere Mieter zu gewinnen als die üblichen Verdächtigen.
Der Oberbürgermeister hat gestern pflichtgemäß gejubelt, der Investor war in Gedanken vermutlich schon woanders. Beim nächsten Einkaufszentrum nämlich.
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