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WAZ: Käßmann und Overbeck - Zwei Signale des Aufbruchs - Leitartikel von Angelika Wölk

Essen (ots)

Es war ein Tag mit historischer Bedeutung - für die
Evangelischen Kirche in Deutschland und auch für das Ruhrbistum. Es 
war ein Tag des Neubeginns. Das, was die Koalition in Berlin nicht 
geschafft hat, die Synode der EKD hat es mit ihrer Wahl von Bischöfin
Margot Käßmann zur Ratsvorsitzenden auf Anhieb geschafft. Sie hat ein
Signal des Aufbruchs, des Fortschritts und der Entschlossenheit 
gesandt.
Genau 492 Jahre nachdem der Reformator Martin Luther seine 
berühmten 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg schlug, steht 
zum ersten Mal eine Frau, eine geschiedene zumal, an der Spitze der 
evangelischen Kirche. Sie wurde gewählt, nicht weil sie Frau ist, 
sondern weil sie ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten als Pfarrerin, 
als Bischöfin und in vielen anderen vielen Kirchenaufgaben unter 
Beweis gestellt hat. Sie wurde gewählt, weil sie mit Abstand die 
beste Kandidatin für dieses Amt war. Käßmann ist selbstbewusst, 
modern, politisch hellwach, hat ein ausgeprägtes soziales 
Bewusstsein, weiß mit den Medien umzugehen und vermag auch 
kirchenferne Menschen anzusprechen. Es ist schon jetzt absehbar, dass
sie das Ansehen der Kirche in der Öffentlichkeit erheblich verändern 
wird.
Aufbruch signalisiert auch die Ernennung von Franz-Josef Overbeck
als neuer Bischof von Essen. Er hat ein - jedenfalls für die 
katholische Kirche - jugendliches Alter. Ihm dürfte es nicht schwer 
fallen, den Ton der Jugend zu treffen. Keine schlechte Voraussetzung 
für das neue Amt. Rom hat mit dieser Ernennung aber auch gezeigt, 
dass es dieses Bistum aufmerksam begleitet. Es ist ein besonderes 
Bistum, es fühlt sich seit seiner Gründung 1958 den Arbeitnehmern und
ihren Problemen verpflichtet.
Dass Rom einen Bischof ernannte, der aus dem Ruhrgebiet stammt, 
zeugt von Umsicht. Nach all den Irritationen der vergangenen Monate 
war dies eine gute Wahl. Leicht haben wird Overbeck es nicht. Es sind
für beide Kirchen schlechte Zeiten. Die Mitgliederzahlen sinken und 
die Kirchensteuereinnahmen auch. Zudem steckt das Ruhrbistum mitten 
in einem gewaltigen Umbauprozess. Aber Overbeck hat bereits gezeigt, 
dass er mit großen Aufgaben gut umgehen kann. Das Ruhrbistum wird ihn
mit offenen Armen empfangen.
Was bleibt, ist eine Hoffnung: Möge Rom den jungen Bischof nicht 
gleich nach seinen ersten bestandenen Bewährungsproben wieder 
versetzen, wie seinen Vorgänger Felix Genn. Das Ruhrbistum braucht 
seinen guten Bischof - auf lange Sicht.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
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