Westdeutsche Allgemeine Zeitung
WAZ: Magath mit der Bayern-Methode. Kommentar von Reinhard Schüssler
Essen (ots)
Felix Magath ist endgültig auf Schalke angekommen. Auch dank des zweiten Sieges in seinem erst zweiten Revier-Derby, versteht sich. Aber mehr wohl noch durch seinen emotionalen TV-Auftritt nach dem Spiel, als er dem Bezahlsender Sky mit drastischen Worten polemische Berichterstattung gegen Schalke 04 vorwarf.
So etwas kommt beim eingefleischten Fan immer gut an. Wünscht sich dieser doch einen Trainer, der für seinen Verein unerschrocken durchs Feuer geht. Mehr noch: Der ihn in seiner Meinung - wie auch die Redaktion dieser Zeitung leidvoll bestätigen kann - bestärkt, "sein" Klub komme in den Medien grundsätzlich zu schlecht weg. Das sehen die Dortmunder und Münchener übrigens nicht anders als die Schalker Anhänger.
Gerade im Fußball kommen Verschwörungstheorien offenbar nie aus der Mode. Zielen diese auf die Schiedsrichter ab, fallen sie oft auf ihre Urheber zurück - mit Presseschelte kann man dagegen kaum Fehler machen. Für beide Varianten steht im Übrigen wie kein anderer deutscher Verein der FC Bayern. Uli Hoeneß hat die Methode, Schiedsrichter und Journalisten so lange einzuschüchtern, bis diese das gewünschte Verhalten zeigen, über Jahre nahezu perfektioniert.
Vielleicht hat ja Magath diese Strategie in seiner Münchener Zeit verinnerlicht. Seine Diktion ("Warum müssen wir uns eigentlich immer für Siege rechtfertigen"?) kommt einem jedenfalls vertraut vor. Sky-Moderator Jan Henkel, der nichts anderes als seinen Job gemacht hatte, vermutet in der Bild am Sonntag: "Für meine Begriffe schauspielert Felix Magath solche Erregungen ganz bewusst."
Dass der sonst eher cool wirkende Coach die Contennance verlor, weil ihm während der Gesprächsrunde der obligatorische Tee fehlte, ist nicht zu vermuten. Und selbst unter Berücksichtigung des Derby-Stresses darf Dünnhäutigkeit als Hauptursache - gerade nach einem Sieg - eher ausgeschlossen werden als ein kalkuliertes Verhalten. Magaths Erfolgsmodell hat sich nie bloß auf Medizinball-Training und taktische Raffinessen beschränkt. Vom ersten Tag an hat der Münchener und Wolfsburger Meistermacher keinen Hehl daraus gemacht, dass er auf Schalke Einfluss auf alles nehmen will - die Medien inklusive.
"Schalke", hat Magath gestern noch einmal nachgelegt, "ist in den vergangenen Jahren nicht entsprechend seines vermeintlich sportlichen Wertes bewertet worden, weil sich hier wohl niemand zuständig dafür gefühlt hat, diesen Respekt einzufordern." Soviel ist seit dem Derby klar: Magath ist angetreten, auch dies zu ändern. Wie weit er damit kommt, wird letztlich vom Erfolg abhängen - bei den Bayern hat es funktioniert . . .
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