All Stories
Follow
Subscribe to Westdeutsche Allgemeine Zeitung

Westdeutsche Allgemeine Zeitung

WAZ: Steinmeiers Entscheidung - Kommentar von Ulrich Reitz

Essen (ots)

Statistik kann sehr kalt sein. Statistisch ist der Fall Steinmeier nicht außergewöhnlich: Immerhin jede vierte bis fünfte Nierentransplantation ist eine Lebendspende. Und gerade darum ist daran nichts normal. Zunächst: Nach all diesen Statistiken, wonach die Ehe kein Bund sei fürs Leben, sondern sogar ein Auslaufmodell, was aber im Zuge der Individualisierung der Lebensentwürfe nicht weiter bedauert werden müsse, wirkt die liebevolle Schlussfolgerung, die Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender aus deren schwerer Krankheit ziehen, wie ein trotziges Ausrufezeichen. Bedingungsloses Einstehen füreinander in schlechten Zeiten: Die Steinmeiers erinnern anrührend daran, dass Ehe sich nicht erschöpfen muss in den Momenten gemeinsamer Freude. Dass man sie, aus Verantwortung für den Partner und die Kinder, nicht mit leichter Hand beendet, wenn es einmal schwierig wird. Dass Ehen Opfer wert sind. Wohltuend ist die Selbstverständlichkeit, mit der Steinmeier vorführt, dass Spitzenpolitiker keine Automaten sind; und dass ein Leben im Scheinwerferlicht Diskretion, also den Verzicht auf Selbstvermarktung, tatsächlich nicht ausschließt. Steinmeiers und Büdenbenders Entscheidung ist mutig. Aber sie ist leider aus der Not geboren. Haben Sie schon einen Organspende-Ausweis im Portmonee?

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

Original content of: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, transmitted by news aktuell

More stories: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
More stories: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
  • 22.08.2010 – 19:37

    WAZ: Atombranche muss handeln - Kommentar von Dirk Hautkapp

    Essen (ots) - Selbst mit dem Rücken zur Wand kann die Kanzlerin austeilen. Ihr Teil-Bekenntnis zur Brennelementesteuer, über die sich Atombranche und Politik streiten, kommt für die Herren in den Chefetagen von RWE, Eon & Co. einem bösen Tiefschlag gleich. Merkel, die durchaus Sympathie für eine vertragliche Lösung außerhalb des Steuerkreislaufes hat, die wiederum anderen wie ein Kuhhandel vorkommt, sagt nicht ...

  • 22.08.2010 – 19:14

    WAZ: Die SPD und die Rente mit 67 - Blick vernebelt - Kommentar von Walter Bau

    Essen (ots) - Die Rente mit 67 ist nicht beliebt beim Wahlvolk. Länger arbeiten - wer will das schon? Was liegt da näher, als die ungeliebte Reform erst einmal auszusetzen? Wird sich schon irgendwie erledigen, das leidige Thema. Dass man die Verschiebung des Renteneintrittsalters noch vor ein paar Jahren mit beschlossen hatte - was stört mich mein Geschwätz von ...