All Stories
Follow
Subscribe to Westdeutsche Allgemeine Zeitung

Westdeutsche Allgemeine Zeitung

WAZ: Regierungschef auf Investitionstour - Europa streitet, China freut sich - Leitartikel von Gudrun Büscher

Essen (ots)

Immer wenn hochkarätige Gäste aus China zu Besuch sind, lächeln die Gastgeber süßsauer. China ist wie der unbeliebte reiche Onkel. So richtig gern sitzt man nicht mit ihm an einem Tisch, aber sein dickes Konto macht die Verwandtschaft geschmeidig. China hat Geld. Die Chinesen verfügen über gewaltige Devisenüberschüsse und kaufen sich ein - in Afrika, Amerika und nun auch in Europa. Sie haben Volvo übernommen, ihnen gehört der Hafen Piräus in Griechenland und am Samstag kündigte Regierungschef Wen Jiabao an, den darbenden Griechen mit Milliarden-Investitionen unter die Arme greifen zu wollen. China als Wohltäter in der Not für Griechenland und Europa? Die Regierung in Peking gefällt sich in der Rolle. Wen Jiabao genießt die roten Teppiche, die für ihn ausgerollt werden. Doch Wen ist nicht von Barmherzigkeit getrieben. Er verfolgt ureigene Interessen. Beispiel Afrika: Die Wirtschaft in China boomt, und das Riesenreich sichert sich durch seine Investitionen in rohstoffreiche Länder den Zugriff auf Öl, Kupfer, Eisenerz, Mangan oder Gold. Die Chinesen bauen Häfen, Autobahnen, Eisenbahnnetze. Sie kümmern sich nicht um Menschenrechtsdiskussionen. Sie machen Geschäfte. Mit Despoten, korrupten Regimen oder Islamisten. Gut oder böse? Egal. So unterläuft China alle Demokratiebemühungen der europäischen Entwicklungspolitik und macht Kasse. Beispiel Europa: Die Regierung in Peking sitzt auf enormen Dollar- und Euro-Reserven, die durch den Exportüberschuss täglich anwachsen. Das Land besitzt die weltweit größten Währungsreserven - Geld, das investiert werden muss und nicht durch Dollar- und Euroverfall dahinschmelzen soll. Die Stabilisierung der Märkte in Europa (und Amerika) ist deshalb auch für China von enormer Bedeutung. Doch die scheinbar gleichen Interessen täuschen über gewaltige Probleme hinweg. Das größte ist die europäische Uneinigkeit. Es gibt einen Wettstreit um die Investitionen, Rivalitäten um die Gunst des reichen Onkels. Und die Regierung in Peking ist genau informiert, welches EU-Land welche Chinapolitik verfolgt. Sie versucht mit ihren Investitionen, Keile in die EU zu treiben. Das fällt nicht einmal schwer. Denn es gibt keine europäische Chinapolitik, aber wachsende Abhängigkeiten. Das erhöht das chinesische Druck- und Drohpotenzial, wenn es - beispielsweise - im UN-Menschenrechtsrat um Chinas Tibetpolitik geht. Ob sich Europa tatsächlich auseinanderkaufen lässt, ist noch nicht entschieden. Sicher ist aber: Europas Schwäche macht China stark.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

Original content of: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, transmitted by news aktuell

More stories: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
More stories: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
  • 06.10.2010 – 18:52

    WAZ: Geißler soll in Stuttgart vermitteln - Heikle Mission - Kommentar von Walter Bau

    Essen (ots) - So viel ist schon jetzt klar: Das wird keine leichte Bahnhofs-Mission für Heiner Geißler. Die Fronten im Streit um das Projekt Stuttgart 21 sind dermaßen verhärtet, dass es auch für den alten Polit-Fuchs alles andere als einfach sein wird, einen Konsens zwischen Befürwortern und Gegnern des neuen Bahnhofs zu stiften. Das Hauptproblem: Es ist derzeit ...

  • 06.10.2010 – 18:50

    WAZ: (K)ein Reifen für den Winter - Kommentar von Gerd Heidecke

    Essen (ots) - Mehr Verkehrssicherheit durch eine frosthart formulierte Winterreifenpflicht, das fällt in die Kategorie "gut gemeint" - und ist also das Gegenteil von gut. Auch nach einer wünschenswerten Klarstellung, was winterliche Straßenverhältnisse überhaupt sind, gibt es keine Pflicht zum Winterreifen. Niemand muss sie zwischen "Oktober und Ostern" aufziehen, wie es der Reifenhandel gerne hätte. Was für ein ...

  • 06.10.2010 – 18:46

    WAZ: ADAC kritisiert Winterreifen-Pflicht

    Essen (ots) - Der Plan von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), eine Winterreifenpflicht für Autos einzuführen, stößt auf heftigen Widerstand. Der ADAC fürchtet bei einer bußgeldbewehrten Winterreifen-Pflicht schon im kommenden Winter "unnötige Kosten für viele Autofahrer - zum Beispiel in Regionen, wo der Winter mild ist oder bei denen, die im Winter meist mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ...