Westdeutsche Allgemeine Zeitung
WAZ: Käßmanns Traum vom Frieden - Kommentar von Angelika Wölk
Essen (ots)
Kirchentage sind auch Orte der Hoffnung, der Visionen, des Träumens von einer besseren Welt. Was denn sonst. Wer sie deshalb abtut, betrügt sich selbst um seine Hoffnungen. Und manchmal auch um die gute Sache. Denn Hoffnungen und Realität müssen keine unüberwindlichen Gegensätze sein. Selbst beim Thema Krieg und Frieden auf einem Kirchentag nicht. Bomben oder beten - das war die Frage, die die trotz aller Rückschläge immer noch überaus populäre Theologin und Ex-Bischöfin Margot Käßmann in Dresden aufwarf. Bomben auf Tanklastwagen im afghanischen Kundus, oder beten in einem Zelt mit den Taliban? Für Käßmann ist die Antwort klar: Krieg ist niemals gerecht, es gibt nur den gerechten Frieden. Doch wie kann der gerechte Friede für die Menschen in Afghanistan hergestellt werden? Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière, Realpolitiker und Protestant, antwortet in Dresden mit der zutiefst christlichen dritten Variante: Beten (nicht mit, sondern auch) für die Taliban. Aber: "Das Gebet ersetzt nicht praktische Politik." Doch hinreichende Konzepte dafür, wie die aussehen soll, hat kaum jemand. Ins Bewusstsein gerückt hat das allerdings einmal mehr Margot Käßmann. Sie hat mit ihrem Traum vom gerechten Frieden tatsächlich etwas in Bewegung gebracht.
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