Westdeutsche Allgemeine Zeitung
WAZ: Mit Geschmäckle. Kommentar von Daniel Freudenreich
Essen (ots)
Das Versorgungsgesetz geht in vielen Punkten in die richtige Richtung. Längere Babypausen, mehr Lohn, weniger Notfalldienste und das Aus für die Residenzpflicht machen die Arbeit als Landarzt attraktiver. Zusätzliche Freiräume bei der Bedarfsplanung sind ebenfalls überfällig. So kann man künftig ganz gezielt Ärzte in unterversorgten Regionen und Stadtteilen ansiedeln.
Die Regierung hat es aber versäumt, den Ärzteüberschuss konsequent zu bekämpfen. Hier sollte es Abschläge für Mediziner in überversorgten Gebieten geben. Abschläge könnten aber einen Mediziner dazu bewegen, von einem überversorgten Stadtteil in den fünf Kilometer entfernten unterversorgten zu wechseln. Vorausgesetzt, es kommt zu einer kleinteiligeren Bedarfsplanung.
Auch beim Aufkauf von Arztsitzen in überversorgten Gebieten handelt die Regierung recht mutlos. Sie hätte die Kassenärztlichen Vereinigungen dazu verpflichten können anstatt auf Freiwilligkeit zu setzen. So aber haftet dem - durchaus positiven - Versorgungsgesetz ein ungutes "Geschmäckle" an. Nämlich, dass die Regierung den Ärzten helfen, aber bloß nicht weh tun will.
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