All Stories
Follow
Subscribe to Westdeutsche Allgemeine Zeitung

Westdeutsche Allgemeine Zeitung

WAZ: Israel verliert seine Partner - Leitartikel von Gudrun Büscher

Essen (ots)

Auf zwei Pfeiler konnte Israel im unruhigen Nahen Osten bislang bauen. Die Türkei und Ägypten waren verlässliche Partner. Doch nun ist Israel weder in Ankara noch in Kairo mit einem Botschafter vertreten. Im Streit um die Toten bei der Erstürmung der Gaza-Hilfsflotte vor einem Jahr hat die Türkei alle höherrangigen Diplomaten des Landes verwiesen. In Ägypten flohen alle Israelis (bis auf einen Gesandten) vor der wütenden Masse, die am Freitag ihre Botschaft stürmte. In Jordanien wurden die Sicherheitsvorkehrungen vor Israels Vertretung verstärkt. Ginge es nach den Menschen in den beiden einzigen arabischen Staaten, mit denen Israel Frieden geschlossen hat, so würden morgen die diplomatischen Beziehungen zum jüdischen Staat eingestellt. Der Friedensvertrag von Camp David 1979 hat aus Feinden keine Freunde gemacht. Das hat auch der arabische Frühling nicht geändert, den Israel mit Furcht beobachtet. Der ägyptische Präsident Mubarak hatte für scheinbare Stabilität gesorgt. Die arabische Revolution hat das Bild der Region und vor allem das Selbstbewusstsein der Araber verändert. Sie wollen sich nicht mehr vorschreiben lassen, was sie über Israel zu denken haben, sie wollen sich auch von niemandem mehr demütigen lassen. Ja, der arabische Frühling hat mit der Erstürmung der israelischen Botschaft seine Unschuld verloren. Gefährlicher aber ist, dass das kleine Land Israel seine Partner verliert. Und die Regierung Netanjahu ist nicht ganz unschuldig daran. Der Ministerpräsident pflegt Freundschaften nicht, er stößt seine Partner im Ausland oft vor den Kopf. Und er liefert mit seiner Siedlungspolitik und Bildern wie von der Enterung der Gaza-Hilfsflotte Nährstoff für neuen Hass. Natürlich muss sich Israel gegen seine Feinde verteidigen können. Doch Netanjahus Politik des Beharrens und Rechthabens ist längst an Grenzen gestoßen. Einmalige Chancen entwickeln sich in der arabischen Welt. Aber Israel ist kein Teil dieser Aufbruch-Bewegung. Es gibt nicht mal Friedensgespräche mit den Palästinensern. Die haben inzwischen eigene Pläne entwickelt. Nächste Woche wollen die Palästinenser die Aufnahme in die Vereinten Nationen beantragen, was von vielen Ländern dieser Welt mit Wohlwollen begleitet wird. Noch nie stand Israel so einsam da. Fazit: Erst die Türkei, jetzt Ägypten - Israel verliert seine Partner. Das ist nicht ungefährlich für das kleine Land.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de

Original content of: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, transmitted by news aktuell

More stories: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
More stories: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
  • 11.09.2011 – 19:19

    WAZ: Hohes Risiko - Kommentar von Wilfried Goebels

    Essen (ots) - In der NRW-Linkspartei geht die Sorge um, die schönen Zeiten des Mitregierens aus der Opposition heraus könnten bald vorbei sein. Führende Linke fürchten, dass die rot-grüne Minderheitsregierung im Umfragehoch auf eine eigene Mehrheit setzt und mit vorgezogenen Neuwahlen 2012 neue Fakten schaffen will. Mehrfach hat die Linke Rot-Grün durch eine Enthaltung die nötige Mehrheit im Landtag gesichert. Dass ...

  • 11.09.2011 – 19:08

    WAZ: Der Umgang mit Behinderten - Kommentar von Katja Sponholz

    Essen (ots) - Das Lied von Udo Jürgens über das "Ehrenwerte Haus", in dem ein Paar ausziehen soll, weil es nicht verheiratet ist, scheint längst überholt. Mag sein, dass ein fehlender Trauschein heute kein Grund mehr ist, einem Paar keinen Mietvertrag zu geben - das heißt jedoch nicht, dass die Zeit der "ehrenwerten" Vermieter vorbei ist. Das Beispiel aus Wuppertal zeigt, dass noch immer diejenigen Probleme haben, ...

  • 11.09.2011 – 19:05

    WAZ: Eine europäische Bundesbank - Kommentar von Hannes Koch

    Essen (ots) - Die EZB steht zwar in Frankfurt, aber nicht unter deutscher Herrschaft. Dass EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark seinen Abschied nimmt und kürzlich bereits Ex-Bundesbank-Chef Axel Weber zurücktrat, sind Zeichen, dass sich die Deutschen in der Notenbank nicht immer durchsetzen können. Das ist aber kein Grund zur großen Sorge. Denn worum dreht sich die Auseinandersetzung? Stark und Weber lehnten es ab, dass ...