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WAZ: Von Piraten und Griechen - Leitartikel von Ulrich Reitz

Essen (ots)

Preisfrage: Was hat die FDP mit Griechenland gemein? Antwort: Beide sind pleite. Nächste Frage: Und was ist dann der Unterschied zwischen der FDP und Griechenland? Antwort: Die Griechen werden gerettet. Die FDP nicht. In Deutschland gibt es ziemlich genau 610 Jahre nach dem Tod des Freibeuters Klaus Störtebeker wieder Piraten. Piraten klauen, was ihnen nicht gehört, werden aber von jenen, denen nichts gehört, heimlich bewundert. Was den Deutschen die Piraten, sind den Griechen die Reichen. Angehimmelt werden auch sie, obwohl sie mit ihren Milliarden nicht ihrem Land helfen, sondern sie aus Griechenland wegschaffen. Oder steuer-kreativ werden. Das Magazin Focus gibt an, von 1700 steuerpflichtigen Swimmingpools, die Steuerfahnder per Satellit entdeckten, würden nur 121 versteuert. Die ertappten Besitzer erklären nun die Pools zu (steuerfreien) Zisternen. Wenn so etwas System hat, kann es sogar funktionieren. Offenbar hat es lange funktioniert. Griechenland hat fertig. Na gut: fast fertig. Nun sagt der junge Herr Rösler, man müsse eine geordnete Insolvenz durchdenken. Der alte Herr Schäuble widerspricht, indem er, wie peinlich, auf seine Amtsautorität pocht: Nicht der Wirtschaftsminister, sondern der Finanzminister sei für den Euro zuständig. In der Sache sagt Schäuble: Wenn die Griechen nicht besser werden, gibt es kein Geld mehr. Wenn es aber kein fremdes Geld mehr gibt, geht Griechenland in die Insolvenz. Was sagt also Schäuble, was nicht Rösler vor ihm gesagt hätte? Wahrscheinlich ist genau das der Grund, weshalb zwei der 16 renommierten Wirtschaftswissenschaftler, die Rösler nun unterstützen, in den Diensten Schäubles stehen. Schwarz-Gelb hat fertig. Na gut: fast fertig. Nun sagt Sozi-Chef Gabriel, seine SPD stünde für eine Große Koalition nicht zur Verfügung. Nur: Wer hat die Sozialdemokraten gebeten, mit der CDU und der CSU eine Regierung zu bilden? (Griechenland??) Lieber Neuwahlen. Nun kann man lesen, 40 Prozent der Deutschen würden gerne eine eurokritische Partei wählen. Das ist für die SPD aber besonders schlecht. Denn sie will ja sogar Eurobonds, also, dass die Starken (Deutschland) die Laxen (Olivenländer) noch mehr stützen. Fazit: Es sind noch 54 Tage bis zum Beginn der Karnevals-Saison. Dass es doch noch so lange hin ist, weiß in Berlin wie auch anderswo augenscheinlich nicht jeder.

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