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WAZ: Lieber Peer Steinbrück! - Leitartikel von Walter Bau

Essen (ots)

Alles Gute zum Fünfundsechzigsten! Sie haben mit dem heutigen Tag das Rentenalter erreicht, jedenfalls so ein bisschen, und könnten sich aufs politische Altenteil zurückziehen. Mal ehrlich, Sie haben doch wirklich genug geackert, als Ministerpräsident und Minister, als Staatssekretär und Referent. Jetzt, mit 65 Jahren, teilen Sie das Schicksal vieler in Ihrer Generation: Man ist schwer vermittelbar. Die einen auf dem Arbeitsmarkt - Sie in der SPD. Dass Sie gerade jetzt, da Sie selbst den Ruhestand vor Augen haben, die Rente mit 67 zu Ihrem politischen Thema machen - kann das Zufall sein? Eigentlich schwer zu glauben. Schließlich wollen Sie im nächsten Jahr, als dann 66-Jähriger, gern Bundeskanzler werden. Da argumentiert man gern auch mal in eigener Sache. Unter uns, lieber Peer Steinbrück: Warum tun Sie sich das noch an? Für Ihr finanzielles Auskommen ist nach den langen Jahren in Amt und Würden doch wohl gesorgt; und haben Sie es wirklich nötig, sich von diesen Juso-Flegeln, von Ottmar Schreiner und den ganzen anderen Heulsusen in der SPD dumm von der Seite anraunzen zu lassen? Sollen die doch zum Kanzlerkandidaten machen, wen sie wollen. Werden schon sehen, wo sie landen. Und seien wir doch ehrlich, Herr Steinbrück: Die SPD war doch nie so richtig Ihr Ding. Dieser muffige Ortsvereins-Mief! Diese verqualmte Genossen-Aura aus Pils vom Fass und Ernte 23! Und diese Skatrunden-Kultur (bei der selten genug ein Grand Hand heraussprang!). Wo Sie doch viel lieber eine gepflegte Schachpartie zelebrieren. Und sei es mit falsch positioniertem Spielbrett, aber lassen wir das. Lieber Peer Steinbrück, hören Sie auf einen wohlmeinenden Ratschlag. Überlassen Sie die Kanzlerkandidatur einem jüngeren Parteifreund, und sei es Sigmar Gabriel. Setzen Sie sich zur Ruhe, vielleicht in Ihrer norddeutschen Heimat. Wie wäre es mit Hamburg? Dann treffen Sie sich einmal in der Woche an der Außenalster mit Helmut Schmidt auf eine gemütliche Partie Schach und plaudern dabei ein wenig. Wie zwei alte Männer, die sich vom Krieg erzählen.

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