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WAZ: Rolling Stone - Leitartikel von Ulrich Reitz

Essen (ots)

Im Wettkampf, wer denn jetzt stärker ist, die SPD oder Peer Steinbrück, führen die Sozialdemokraten schon mal 1:0. Denn Andrea Nahles, die Generalsekretärin der Partei, hat es geschafft, ihre Sekretärin in Steinbrücks Büro zu platzieren. Scherz beiseite: Wie es um Eigenständigkeit und "Beinfreiheit" des SPD-Kanzlerkandidaten bestellt ist, wird man schon heute wissen. Dann geht es um die Rentenpläne der Opposition und neue Belastungen für die Rentenkassen von 30 Milliarden mehr ab 2030, den, laut "Spiegel", "größten sozialpolitischen Ausgabenschub des neuen Jahrtausends". Das Magazin kritisiert, Parteichef Gabriel verschleiere die wahren Kosten, indem er nur 18 Jahre vorausschauen lasse, wer indes heute 45 Jahre alt sei, dessen Lohnabzüge würden sehr stark steigen. Preisfrage also: Kommt Gabriel damit durch oder stoppt ihn Steinbrück? Gabriels alter KK-Plan hatte ja seinen Sinn: erst Programm, dann Kanzlerkandidat. Für diesen Zeitplan opferte die Troika sogar die Wahrheit, so lange, bis Steinmeier bei der anstrengenden Verschleierungsaktion nicht mehr mitmachen wollte und Steinbrück übrig blieb. Gabriel blieb die Rolle des Getriebenen und die Partei darf sich jetzt entscheiden, ob sie sich selbst nahe sein will oder regieren möchte. Das läuft nicht konfliktfrei, kann es auch nicht. Denn Beides geht nicht. Deshalb sind alle Spekulationen über die nächste Regierung reichlich verfrüht, wobei man sagen muss, dass Steinbrück selbst sie anheizt. Wenn viel Fantasie nötig ist, sich Rot-Grün für 2013 auszumalen, der Kandidat mit den Linken aber genauso wenig zu schaffen haben will wie mit den Piraten oder Angela Merkel, was bleibt dann übrig - außer einer Ampel aus SPD, Grünen und FDP? Eher geht Sigmar Gabriel durch ein Nadelöhr, ist man da versucht zu spotten. Einige Sozialdemokraten werden die Nase rümpfen, wenn sie lesen, Steinbrück kassiere für Vorträge das Stück 7000 Euro. Liebe SPD: Wenn der Vortragende S. für, sagen wir, 499 Euro, zu mieten gewesen wäre, dann hättet Ihr doch jetzt ein wirkliches Problem. Wer will schon einen Billigheimer zum Kanzler?

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