Westdeutsche Allgemeine Zeitung
WAZ: Zeitbombe - Kommentar von David Schraven
Essen (ots)
Wie hoch die Schadensersatzwelle ist, die derzeit auf Thyssen-Krupp zurollt, ist noch völlig unklar. Nur soviel ist sicher: Es wird um sehr viel Geld gehen. Bereits jetzt ist sicher, dass Thyssen-Krupp und die anderen Mitglieder des Schienenkartells kommunale Betriebe - und damit die Steuerzahler - um Millionensummen geprellt haben. Diese Summen müssen zurückgezahlt werden. Dabei ist die Lage für Thyssen-Krupp denkbar ungünstig. Um möglichst geringe Bußgelder zu zahlen, muss der Konzern für möglichst umfassende Transparenz sorgen. Diese Transparenz können die Kommunalbetriebe jedoch später nutzen, um das Geld ihrer Steuerzahler zurückzuholen. Gleichzeitig steht Thyssen-Krupp nicht nur einem Gegner gegenüber, sondern dutzende betrogene Geschäftspartner wollen Genugtuung - jeder mit einer eigenen Rechtsabteilung. Das vermindert die Chance auf eine schnelle, ruhige und billige Einigung. Hinterzimmer-Deals wird es mit dutzenden Stadtwerken jedenfalls kaum geben. Das Fazit ist einfach: Thyssen-Krupp sitzt auf einer Zeitbombe mit ungeklärter Sprengkraft. Gerade in der schwierigen Zeit am Stahlmarkt kann diese Unsicherheit bei den Aktionären für Unruhe sorgen. Und das bedeutet: fallende Kurse.
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