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WAZ: Strengere Regeln im Umgang mit Alkohol? - Ein Pro & Contra von der WAZ
Essen (ots)
- Pro von Silke Hoock: Eine gute Absicht
Wer keinen Alkohol trinkt, hat ein Problem. Wer auf der Party beim Wasser bleibt, wird bemitleidet. Du musst fahren? Als gäbe es keinen anderen Grund, um abstinent zu sein. Dass Alkohol Menschen in die Sucht und damit ins Elend führen kann, wird ausgeblendet. Der Kollege, der schon morgens eine Fahne hat, wird geschont. Aus falscher Rücksicht: Die Leitragenden sind nicht die Süchtigen allein. Auch Angehörige leiden. Familien zerbrechen an der Sucht. Kinder erleben Tragödien.
Der Plan der EU, Alkohol zu verteuern, das Mindestalter für den Konsum auf 18 anzuheben und Warnhinweise auf Gebinden anzubringen, ist gut. Doch machen wir uns nichts vor: Jugendliche brauchen Vorbilder. Sie brauchen Eltern, die ohne Alkohol lustig und selbstbewusst sind oder einen gemäßigten Konsum vorleben. Regeln beruhigen das Gewissen, lösen aber kein Problem. Denn wer viel Alkohol trinkt, weil er ihn braucht als Seelentröster oder Mutmacher, hat ein solches.
Contra von Frank Preuß: Fürsorge nervt
Der Staat meint es natürlich gut mit uns, wenn er uns ständig erklärt, was gesund ist für uns und was nicht, was wir tun sollen und was wir besser lassen. Aber ehrlich gesagt: Diese fürchterliche Fürsorge, diese präsidiale Pädagogik, diese erdrückende Besserwisserei macht mich krank. Sind wir lebensunfähig?
Alkohol in rauen Mengen ist ungesund, im schlimmsten Fall sogar tödlich. Das ist keine originelle Erkenntnis und hat sich auch bis zu denen herumgesprochen, die trotzdem trinken, weil sie es wollen oder nicht anders können. Alkoholkranken hilft man aber nicht mit oberlehrerhaften Aufklebern auf Schnapsflaschen, Preiserhöhungen und Werbeverboten, sondern mit Therapien. 16-Jährigen kann man sagen, dass Saufen nicht sexy ist - wirksamer aber ist es, den mangelhaften Jugendschutz beim Verkauf zu sanktionieren.
Nein, das ist kein Plädoyer für hemmungslose Besäufnisse. Aber eins gegen staatliche Bevormundung.
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