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WAZ: Angriff auf die Würde der Frauen - Kommentar von Maren Schürmann zu den Übergriffen

Essen (ots)

Die Diskussion über die Kriminalität in der Silvesternacht in Köln, als Banden zig Frauen bedrängt und begrapscht haben, führt in die Irre. Asylbewerber, die selbst vor Gewalt geflohen sind, werden pauschal verdächtigt - oder generell freigesprochen. Dann werden die Taten auf Respektlosigkeit von Ausländern gegenüber deutschen Frauen reduziert. Damit macht man es sich aber viel zu einfach.

Keine Frage, in diesem Ausmaß und in dieser Form hat es sexuelle Gewalt gegenüber Frauen lange Zeit nicht mehr in Deutschland gegeben. Diese Taten sind eine Tragödie. Und man kann sich kaum vorstellen, was die Frauen in der Nacht durchlitten haben. So etwas darf nicht wieder passieren! Aber sexuelle Gewalt ist nichts Neues: Jede fünfte Frau in Deutschland ist schon mal unerwünscht sexuell berührt worden - allein am Arbeitsplatz. Das hat eine repräsentative Umfrage der Antidiskriminierungsstelle des Bundes ergeben - vor gut einem Jahr. Es ist traurige Realität, dass Menschen Opfer sexueller Gewalt werden. Auch hierzulande kommt das viel zu häufig vor. Und die Täter sind nicht alle Ausländer. Es sind auch deutsche Kollegen, Ehemänner, Väter.

In Köln haben sich Täter zusammengetan, um mit ihren sexuellen Übergriffen die Frauen zu verunsichern, ihnen die Würde zu nehmen. Das machen Täter: Sie überschreiten Grenzen, um Menschen zu irritieren, zu schwächen, um an ihr Ziel zu kommen: Geld - oder ein Gefühl von Macht.

Die Polizei muss aus dieser Nacht lernen. Aber daraus neue Verhaltensregeln für Frauen abzuleiten, wäre ein großer Schritt rückwärts. Die Frauen in Köln sind nicht belästigt worden, weil sie etwa Miniröcke getragen haben. Oder die Männer nicht auf einer Armlänge Abstand gehalten haben - für diesen Rat hat sich Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker mittlerweile entschuldigt.

Gut so. Denn solche Ratschläge können Taten wie in Köln nicht verhindern. Sie geben Opfern das Gefühl, mit schuld zu sein. Sie nehmen Frauen ihre Freiheit, ihr Selbstbewusstsein. Und Menschen, die Angst haben, die eingeschüchtert sind, werden leichter Opfer.

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