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WAZ: Plausible Nullrunde, dieses eine Mal noch - Kommentar von Stefan Schulte zur Dividendenstreichung bei RWE

Essen (ots)

RWE-Chef Schmitz ist eine rheinische Frohnatur und versucht als solche seit Monaten, seine Aktionäre bei Laune zu halten. Bei den nicht ganz so fröhlich gestimmten Kommunen im Ruhrgebiet fiel das schon seinem Vorgänger Terium stets besonders schwer. Jeder Aktionär hätte gerne jedes Jahr eine Dividende. Doch in den hoch verschuldeten Revier-Kommunen ist die jahrzehntelang verlässlich geflossene Ausschüttung als fester Haushaltsposten unentbehrlich geworden. Das aber kann man nicht RWE, sondern muss es den Kommunen vorwerfen. Die Politik kann schlecht die Bürger vor den Risiken der Finanzmärkte warnen und diese gleichzeitig in den eigenen Haushaltsplanungen ignorieren.

Verständlich ist die Enttäuschung in den Rathäusern dennoch, hatte schließlich Schmitz selbst zuletzt die Rückkehr zur Dividende versprochen. Dass er damit erst nächstes Jahr beginnen will, ist für die Kommunen bitter, aber aus Unternehmenssicht absolut plausibel. RWE hat zuletzt vieles richtig gemacht. Der Börsengang der grünen Tochter Innogy war ein Erfolg und hat auch den Mutterkonzern gestärkt. Die Finanzbasis des von vielen Beobachtern längst abgeschriebenen Stromriesen ist derzeit besser als bei der Konkurrenz. Wann, wenn nicht jetzt sollte er in der Lage sein, einen Teil seiner Altlasten zu entsorgen? Die Zeiten werden für die Essener sicher nicht leichter, auf den letzten großen deutschen Braunkohle-Konzern warten schon nach der Bundestagswahl neue existenzielle Debatten.

Um das Vertrauen seiner Aktionäre zurückzugewinnen, muss dies aber die absehbar letzte Nullrunde gewesen sein. Wenn die Tochter Innogy üppig ausschüttet, kann die Mutter RWE als Mehrheitsaktionärin ihre eigenen Besitzer nicht länger vertrösten. Sonst könnten sie bald in Scharen davonlaufen und den Dax-Konzern zum Übernahmekandidaten degradieren. Vor allem, wenn das Bollwerk der Kommunen weiter aufbricht.

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