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WAZ: Heißer Winter für die Ruhr-Industrie - Kommentar von Frank Meßing zu Thyssen-Krupp und Siemens

Essen (ots)

Wenige Wochen vor dem Weihnachtsfest zeichnet sich ein heißer Winter in der Ruhr-Industrie ab: Die Stahlarbeiter von Thyssen-Krupp wehren sich massiv gegen die geplante Fusion mit dem indischen Konzern Tata. Und auch im Mülheimer Siemens-Werk gärt es. Aus Krisensituationen der Vergangenheit weiß man, dass die Turbinenbauer Stellenabbau-Pläne nicht ohne Widerstand hinnehmen werden.

Die Lage der beiden Konzerne ist vergleichbar: Thyssen-Krupp hat beim Stahl mit weltweiten Überkapazitäten und einem Preisverfall zu kämpfen. Siemens leidet unter der global einsetzenden Energiewende weg von Atom, Kohle sowie Gas und hin zu erneuerbaren Formen der Stromerzeugung mit Sonne, Wind und Wasser. Beide industriellen Sparten gelten in ihren Unternehmen als Problemkinder, die starken konjunkturellen Schwankungen unterworfen sind und die nicht mehr so recht in das Bild ihrer Lenker passen wollen, welche Thyssen-Krupp und Siemens zu Technologiekonzernen formen wollen.

Dass Thyssen-Krupp Zukunftslösungen für den Stahl und Siemens für das Kraftwerksgeschäft suchen müssen, bestreiten selbst Arbeitnehmervertreter und Gewerkschafter nicht. Ihr Unmut richtet sich vor allem gegen den Weg. Und den werden die Konzernchefs Heinrich Hiesinger und Joe Kaeser im bevorstehenden Winter im Ruhrgebiet deutlich zu spüren bekommen. Beide Belegschaften sind kampferprobt und streitbar. Zumal die Auseinandersetzungen bei Thyssen-Krupp und Siemens mitten in die Vorbereitungen für die Betriebsratswahlen im kommenden Frühjahr fallen.

Während sich die Politik bei der Stahlfusion auffällig bedeckt hält, meldet sie sich in der Auseinandersetzung um die Siemens-Kraftwerkssparte umso lauter zu Wort. Bundeswirtschaftsministerin Zypries (SPD) und Sachsens Ministerpräsident Tillich (CDU) warnen vor einem Kahlschlag in Ostdeutschland. Das ist aller Ehren wert, dürfte den Protest im Ruhrgebiet aber weiter anheizen. Der hiesige industrielle Kern ist schon arg geschrumpft. Solidarität mit dem Osten darf Kaeser aus dem Revier deshalb nicht erwarten.

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