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WAZ: Päpstlicher als der Papst - Kommentar von Jens Dirksen zum Vaterunser
Essen (ots)
Und führe uns nicht in Versuchung . . ." - hat das je jemand wörtlich genommen und geglaubt, Gott sei der Verführer, der Versucher selbst? Wer sich an die Geschichte von Hiob erinnert, kennt allerdings einen Gott, der dem Teufel bei seiner unseligen Arbeit nicht in den Arm fällt. Doch niemand wird diese Zeile des Vaterunsers wirklich missverstanden haben. Die Übersetzung ist seit Jahrhunderten in Gebrauch, die Not, daran etwas ändern zu müssen, ist vielleicht nicht die drängendste der katholischen Kirche.
Papst Franziskus wird es bei seinem Plädoyer für eine neue Fassung mehr um ein Signal der Humanität als um theologische Korrektheit oder um eine Ent-Schuldung des angebeteten Gottes gegangen sein. Und er wird wissen, dass der Text des Vaterunsers immer mal wieder variiert wurde - lange Zeit betete man ja auch "Und erlöse uns von dem Übel". Dass man heute "Und erlöse uns von dem Bösen" betet, ist nicht zuletzt das Ergebnis einer Einigung mit den Protestanten auf eine ökumenische Fassung. Auch deshalb wird es jetzt neue Debatten geben. Und Fragen danach, ob sich dieser ganze Aufwand denn lohnt.
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