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WAZ: Die Hisbollah triumphiert - Kommentar von Lutz Heuken

Essen (ots)

Es ist, bei all dem Hass im Nahen Osten, beinahe ein
Wunder, dass die UN-Resolution 1701 zumindest bis gestern Abend
hielt. Tatsächlich schwiegen nach 33 Tagen Krieg die Waffen der
israelischen Armee und der radikal-islamischen Hisbollah. Allein:
Frieden ist das nicht. Nicht einmal die vage Hoffnung, mit dem
gestrigen Tag sei eine friedlichere Periode eingeleitet worden, wird
durch Fakten gestützt.
Im Gegenteil. Der bisherige Krieg hat zwei Sieger: die fanatische
Hisbollah und den Iran, der an einer Destabilisierung der Region
großes Interesse hat. Und er hat – neben all den unschuldigen Opfern
– drei Verlierer: Israel, die USA und die gemäßigte libanesische
Regierung.
Israels Kriegstaktik zu kritisieren heißt nicht, das Recht des
jüdischen Staates auf Selbstverteidigung gegen die Mörderbanden der
Hisbollah anzuzweifeln. Die schiitischen Extremisten terrorisieren
israelische Zivilisten mit ihren Raketen. Sie wollen Israel von der
Landkarte tilgen, vernichten.
Wenn Israel aber ein ganzes Land bombardiert, wenn es
Krankenhäuser, Brücken und Wasserspeicher zerstört, wenn mehr Kinder
sterben als Kämpfer, dann ist das nicht mehr berechtigte Notwehr,
dann ist das die Basis für neuen Terror. Wenn christliche Libanesen,
die dem Iran und Syrien extrem kritisch gegenüberstanden, nun jubelnd
Hisbollah-Chef Nasrallah feiern, dann hat eben nicht Israel gesiegt,
triumphiert haben die islamistischen Extremisten.
Die zweiten Verlierer sind die USA. Sie haben Israel grünes Licht
gegeben für diesen Krieg. Und haben sich so auch unter den gemäßigten
Moslems noch mehr Feinde geschaffen. Dabei hätte es Washington besser
wissen müssen: Trotz aller militärischen Überlegenheit ist es den USA
weder in Afghanistan noch im Irak gelungen, den Feind zu besiegen.
Das wird das große Thema für die westlichen Militärs: dass die
asymmetrischen Kriege zwischen einer regulären Armee und einer
Partisanentruppe kaum mehr zu gewinnen sind.
Israel, das in den vergangenen Kriegen die feindlichen Armeen
geradezu überrannt hat, sieht sich nun einem scheinbar unbesiegbaren
Todfeind gegenüber. Dass dieser Todfeind weiterhin Raketen in
israelische Städte feuern kann, muss für Israelis traumatisch sein;
die Erkenntnis, nicht unverwundbar zu sein. Die Menschen in Israel
brauchen in dieser existenzbedrohenden Situation die volle
Solidarität ihrer Freunde. Alles muss getan werden, ihnen Frieden zu
garantieren. Alles, außer Krieg.

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