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WAZ: Natascha Kampusch hatte die Hoffnung aufgegeben - "Ich war überzeugt, dass ich niemals wieder gefunden werde"

Essen (ots)

Essen. Das Entführungsopfer Natascha Kampusch hat
während ihrer acht Jahre langen Gefangenschaft die Hoffnung 
aufgegeben, je wieder gefunden zu werden. "Ich war überzeugt, dass 
niemand mehr je nach mir suchen wird und ich daher auch niemals 
wieder gefunden werde", sagte Kampusch in einem Gespräch mit der in 
Essen erscheinenden Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) und dem 
österreichischen Magazin NEWS. "Es war sehr frustrierend für mich, 
als ich erfuhr, dass die Leute nach mir jetzt mit dem Bagger in 
Schotterteichen suchen. Sie haben meine Leiche gesucht", berichtete 
Kampusch. "Ich war verzweifelt, als ich das Gefühl hatte, dass ich, 
als Lebende, bereits abgeschrieben bin. Das war Hoffnungslosigkeit."
 Sie habe sich in ihrem Verlies immer wieder gefragt, warum gerade 
sie entführt wurde. "Ich hatte immer den Gedanken: Ich bin sicher 
nicht auf die Welt gekommen, dass ich mich einsperren und mein Leben 
vollkommen ruinieren lasse. Ich bin verzweifelt an dieser 
Ungerechtigkeit. Ich habe mich immer gefühlt wie ein armes Hendl in 
einer Legebatterie. Es war zum Verzweifeln."
 Ihre Flucht sei nicht spontan, sondern geplant gewesen. "Schon mit 
zwölf oder ungefähr diesem Alter habe ich davon geträumt, mit 15 - 
oder irgendwann einmal, wenn ich stark genug bin dazu - aus meinem 
Gefängnis auszubrechen", sagte Kampusch. Sie habe auf den richtigen 
Zeitpunkt gehofft. "Ich konnte aber nichts riskieren, am wenigsten 
einen Fluchtversuch. Er litt sehr stark unter Paranoia und war 
chronisch misstrauisch. Ein Fehlversuch hätte die Gefahr bedeutet, 
nie mehr wieder aus meinem Verlies herauszukommen."
 Kampusch sagte über sich selbst: " Ich bin sehr freiheitsliebend. 
Ich bin durchdrungen vom Gedanken der Freiheit." Nun plane sie 
Projekte für Menschen, denen ein ähnliches Schicksal widerfahren sei.
"Eines für Frauen in Mexiko, die vom Arbeitsplatz weg verschleppt, 
entführt, brutalst gefoltert und vergewaltigt werden. Dafür möchte 
ich mich einsetzen, dass das nie wieder passiert. Und ich möchte den 
Hungernden in Afrika helfen, weil ich nun aus eigener Erfahrung weiß,
was Hunger ist. Und wie sehr er die Menschen entwürdigt. Wir lutschen
fettfreie Zuckerln, aber die Leute dort verhungern. Das Wichtigste 
aber: Ich möchte allen denen helfen, denen das passiert, was mir 
passiert ist."

Rückfragen bitte an:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Chef vom Dienst
Thomas Kloß
Telefon: (0201) 804-8972 und 804-2100
zentralredaktion@waz.de

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