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WAZ: Empörung über Papst Benedikt: Das war politisch naiv - Kommentar von Angelika Wölk

Essen (ots)

Hat Papst Benedikt in seiner Rede in der Universität
von Regensburg ein Tabu verletzt? Hat er den Islam beleidigt? Die 
islamische Welt, so hat es den Anschein, ist sich einig: Ja, er hat 
den Islam beleidigt. Von Schmähkampagne ist die Rede.
Und die scharfen Reaktionen erinnern in fataler Weise an den 
Karikaturen-Streit, der Anfang des Jahres ausbrach. Die dänische 
Zeitung Jyllands Posten hatte Karikaturen mit dem Propheten gedruckt.
Daraufhin war es zu teilweise gewalttätigen Demonstrationen in vielen
muslimischen Ländern gekommen.
Damals war es ausgerechnet dieser Papst, Benedikt XVI., der 
eindeutig Stellung bezog. Er forderte unmissverständlich den Respekt 
vor der Religion ein. Soll er seine Meinung plötzlich geändert haben?
Eindeutig: Nein. Benedikt hat sich gleich zu Beginn seines gerade
beendeten Deutschland-Besuchs für einen Dialog der Religionen 
eingesetzt, hat stärkere Anstrengungen zur Integration angemahnt. Und
auch seine Rede in der Universität von Regensburg ist kein Angriff 
auf den Islam. Und sie enthält auch keine Herabsetzung der Muslime. 
Mit Verlaub: Wer das behauptet, hat die Rede nicht gelesen. Es ging 
ihm in diesem Absatz um die klare Aussage, dass Religion niemals 
Gewalt anwenden dürfe.
Die umstrittenen Zitate nennt er selbst "erstaunlich schroff". 
Und dies ist genau der Punkt, den man kritisieren kann: Warum musste 
er ausgerechnet einen 600 Jahre alten Dialog zwischen einem 
christlichen Ost-Kaiser und einem Perser wählen? Wieso hat er sich 
nicht klarer distanziert? Wie konnte das einem so gelehrten, 
belesenen Mann wie Joseph Ratzinger passieren? Das war politisch 
naiv. Und es wiegt um so schwerer, als Benedikt die Rede nicht als 
ehemaliger Professor, sondern als Oberhaupt der katholischen Kirche 
hielt. Doch es war sicher keine beabsichtigte Provokation. Denn dies 
widerspräche der gesamten Diktion dieser Rede.
Und um das auch klarzustellen: Der Papst hat kein Tabu gebrochen,
indem er über das Gottesbild im Christentum und im Islam sprach. Wer 
dergleichen nicht toleriert, der kann die Universitäten gleich 
schließen. Denn wenn ein solcher Austausch nicht mehr möglich ist, 
ohne dass die islamische Welt einen Generalangriff auf die Religion 
vermutet, der stellt nicht nur die akademische Freiheit infrage, der 
stellt freiheitliche Werte infrage. Und gerade dafür hat sich 
Benedikt eingesetzt.

Rückfragen bitte an:

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Telefon: (0201) 804-8972
zentralredaktion@waz.de

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