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WAZ: Nordkorea zündet Atombombe: Jahrelang die Welt zum Narren gehalten - Kommentar von Hendrik Groth

Essen (ots)

Alle internationalen Bemühungen, Nordkorea vom Bau
einer Atombombe abzuhalten, sind gescheitert. Jahrelang hat Pjöngjang
die Welt zum Narren gehalten. Erst wurde der Atomwaffensperrvertrag 
unterlaufen. Dann trat Nordkorea aus, aber selbst zu diesem Zeitpunkt
wurde nachgeschoben, man strebe nicht nach Kernwaffen. Jetzt 
explodierte der Sprengsatz.
Die chinesische Diplomatie steht vor einem Scherbenhaufen, sie 
setzte auf rationale Verhandlungen mit einem irrationalen 
stalinistischen Regime. Auch die USA gehören zu den Verlierern. Ein 
Land der "Achse des Bösen" verfügt nun über Kernwaffen. Die 
Bush-Rhetorik hat nicht zum Ziel geführt. Die von der 
nordkoreanischen Atombombe ausgelösten Schockwellen haben dafür 
martialisch klingende Forderungen verursacht. "Stärkste mögliche 
Schritte" werden vom UN-Sicherheitsrat gefordert, Großbritannien 
verlangte nach einer "robusten" Reaktion. Die Wortwahl erinnert an 
die eher schlichte Verbalerotik überforderter Diplomaten.
Denn zwei Dinge sind klar. Eine militärische Option gibt es nicht
und zweitens werden wirtschaftliche Sanktionen ein isoliertes Land, 
das schon am Boden liegt, nicht weiter beeindrucken. Nur wenn China 
Energie- oder Lebensmittellieferungen blockieren würde, könnte etwas 
bewirkt werden. Diktator Kim Jong Il setzt seine Bevölkerung seit 
langem dem Hunger aus. Es stört ihn nicht. Dass möglicherweise die 
einzige Personen-Fährverbindung zwischen Nordkorea und Japan gekappt 
wird, wird den Despoten nicht um den Schlaf bringen.
Kim versucht mit allen Mitteln, den USA die Existenzberechtigung 
für Nordkorea abzutrotzen. Seine Logik ist einfach und zutreffend. 
Noch nie wurde eine Atommacht militärisch angegriffen. Für Kim stellt
die Atombombe eine Lebensversicherung für sich und seine Günstlinge 
dar. Zwar ist Peking derzeit entrüstet. China fürchtet aber nicht zu 
Unrecht eine Flüchtlingsbewegung aus Nordkorea. Der große Nachbar 
will deshalb nicht den Sturz von Kim. Stabilität will China, nichts 
Weiteres, da stören harte Wirtschaftssanktionen.
Nordkorea ist nicht mit dem Iran vergleichbar. Einen Vorgeschmack
bekommt die Welt dennoch auf die kommenden Jahre. Verzögerung und 
Täuschung bei den internationalen Verhandlungen über das iranische 
Atomprogramm gehören zum Repertoire Teherans. Es gibt Experten, die 
davon ausgehen, dass die iranische Atombombe nicht zu verhindern ist.
Möglicherweise gehören sie zu den Realisten.

Rückfragen bitte an:

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Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de

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