Westdeutsche Allgemeine Zeitung
WAZ: Kandidatur angemeldet: Ein harter Weg für Hillary Clinton - Leitartikelk von Markus Günther
Essen (ots)
Ist Amerika reif für eine Frau im Amt des Präsidenten? Aber klar! Das ist in den USA gar nicht so viel anders als in Deutschland auch: Vorher wird endlos darüber philosophiert und palavert, warum es eine Frau eigentlich nicht schaffen kann. Man kann sich das halt, solange es das noch nie gab, nicht so recht vorstellen: eine Bundeskanzlerin, eine US-Präsidentin. Aber wenn es dann erst einmal so weit ist, ist es sehr schnell sehr normal.
Auf dem (Rück-) Weg ins Weiße Haus stehen für Hillary Clinton noch viele Hürden, an denen sie stolpern kann, doch ihre Präsidentschaftskandidatur wird nicht daran scheitern, dass sie eine Frau ist. Ein viel größeres Problem ist zunächst einmal der innerparteiliche Wettkampf um die Kandidatur: Schon jetzt wollen sieben Politiker der Demokraten antreten, am Ende könnte es ein Dutzend sein. Frühe Favoriten, wie jetzt Hillary Clinton, sind dabei naturgemäß das Lieblingsziel der Verfolgertruppe.
Hinzu kommt, dass die Parteibasis, die über die Kandidatur entscheidet, "linker" ist als der typische Wähler der Demokratischen Partei. Die Senatorin Hillary Clinton, die in den letzten Jahren versucht hat, sich als Politikerin der Mitte zu etablieren, könnte es dabei besonders schwer haben, denn links von ihr stehen ihre gefährlichsten Konkurrenten: John Edwards und Barack Obama. Beide sind in ihrer Kritik der Regierung Bush viel heftiger als die frühere First Lady, und beide machen kräftig Stimmung gegen Bushs Irak-Politik.
Also ist Hillary Clinton doch chancenlos? Keinesfalls. Sie bringt wertvolle Pluspunkte mit: Als eine der prominentesten Frauen der Welt hilft ihr schon allein ihre Berühmtheit (etwa wenn es darum geht, Wahlkampfspenden einzutreiben), und mit Bill Clinton hat sie den besten Wahlkampfhelfer, den man sich vorstellen kann.
Ob Hillary Clinton Präsidentin wird, lässt sich heute seriöserweise nicht voraussagen. Die Kandidatur des Medien- und Publikumslieblings Barack Obama macht die Dinge für Hillary Clinton komplizierter, denn um Geld und Stimmen kämpft er - wie sie selbst auch - vor allem bei jüngeren Wählern, Frauen und Schwarzen. Doch bei aller momentanen Begeisterung ist Barack Obama ein unbeschriebenes Blatt und Hillary Clinton ein Markenname der amerikanischen Politik. Und schließlich: Ist Amerika eigentlich reif - also bereit, offen - für den ersten schwarzen Präsidenten? So ganz sicher ist sich da niemand. Der subtile Rassismus in den USA ist sicher stärker als die subtile Frauenfeindlichkeit.
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